Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 632
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Verschläge mit Gerümpel und Unrat angefüllt. In einer Ecke befand sich
ein Schweinestall. Ein Weihwasserbecken diente als Futtertrog. Vom kirchlichen
Charakter des Hauses war kaum noch eine Spur zu sehen.

Um einen Heustock zu gewinnen, hatte man eine Zwischendecke eingezogen
. Der Chor war vom Kirchenschiff abgetrennt und bis über Straßenhöhe
aufgefüllt. Hinein kam man nur von außen über eine Treppe. Hier befand
sich lange Zeit die Wachstube des Nachtwächters und unter der Stiege zum
Glockentürmchen die Arrest- und Ausnüchterungszelle. An einer Wand
hingen die Schalttafeln und Sicherungskästen für die Straßenlaternen. In
der nördlichen Fensternische befand sich eine vorn mit Fliegendraht bespannte
Kiste für die Essensvorräte des Nachtwächters".

In den 1950er Jahren brauchte man im Rathaus Platz und kam auf den Gedanken
, die Margaretenkapelle eventuell als Archiv zu nutzen. Im Hinblick
darauf wurde ein Gutachten des Kunstmalers und renommierten Restaurators
Feuerstein eingeholt. Der Gegenantrag eines Stadtrats, die Kapelle abzureißen
, und an ihrer Stelle Parkplätze zu schaffen, konnte damals nur unter
Hinweis auf die Denkmaleigenschaft des Gebäudes abgewehrt werden.
Zunächst sollten nun die Auffüllungen im Chorraum ausgehoben werden,
um eine von Herrn Martin Gruber durchzuführende Grabung vorzubereiten
. Frau Heinrich-Leister war inzwischen von Hermann Rambach, dem
damaligen Leiter der Kreisstelle für Denkmalpflege und Heimatschutz im
Landkreis Emmendingen, zu seiner ehrenamtlichen Mitarbeiterin in Herbolzheim
bestellt worden. Unter Anleitung von Professor Dr. J. Schlippe
hatte sie bereits an mehreren Ausgrabungen teilgenommen und dabei ihre
Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Mit erheblichem Aufwand hatte sie sich
auch um die Beschaffung von Quellenmaterial zur Stadtgeschichte
bemüht. Dementsprechend wurde Helene Heinrich-Leister von Bürgermeister
Jäger gebeten, bei dem durch die städtischen Arbeiter auszuführenden
Aushub und den Aufräumungsarbeiten auf die Beachtung der Belange des
Denkmalschutzes zu achten. Voller Tatendrang widmete sie sich dieser
Aufgabe und scheute sich nicht, auch selbst Hand anzulegen.

Zunächst entdeckte die eifrige Freundin der Archäologie hinter dem ehemaligen
Vorratsschränkchen des Nachtwächters das guterhaltene Nordfenster
. Weil sie bereits mancherorts gesehen hatte, daß Kapellen innen vollständig
ausgemalt waren, begann Helene Heinrich-Leister auch hier nach
Wandmalereien zu suchen. Gleich neben dem Nordfenster fand sie Spuren
von Ornamenten. Als sie voller Begeisterung einem graugetönten Band
mit dem Spatel folgte, legte sie nacheinander ein Kreuz, einen Totenschädel
, ein Gebetbuch und einen Bischofstab frei. Staunend verfolgten Mitglieder
der Stadtverwaltung, insbesondere Stadtkämmerer Otto Bosch und

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