Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 648
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0648
und die Schilderung seiner Renchener
Denkmäler vervollkommnen das Portrait
des gefeierten Literaten. Der folgende
Themenkreis umfaßt die für die Ottenau
so unheilvollen Eroberungskriege Ludwigs
XIV. mit ihren verheerenden Auswirkungen
für Region und Stadt - eine
höchst lesenswerte Geschichtslektion. Das
umfangreiche 10. Kapitel beschreibt die
Stationen der Stadtentwicklung im 18.
Jahrhundert, in dem Renchen sogar Verwaltungsmittelpunkt
des bischöflich-
straßburgischen Amtes Oberkirch wurde.
Der erfolgreiche Kampf gegen den „Frühkapitalisten
" Kückh und seinen geplanten
Floßkanal vom Achertal zum Rhein, die
kirchlich-religiösen Verhältnisse in der
seit dem Mittelalter bedeutenden Pfarrei
(verbunden mit dem Schulwesen), die
schicksalhaften Ereignisse während der
Französischen Revolution 1789 und eine
vorzüglich bebilderte Abhandlung über
die historische Bausubstanz der Stadt stehen
hier im Vordergrund. Der letzte Teil
gilt der Geschichte der Nebenorte Ulm
und Erlach, soweit diese eigene Züge aufweist
. Ein Anhang gibt Auskunft über die
Wappen der drei Gemeinden. Gut überschaubare
Verzeichnisse erleichtern es abschließend
, sich rasch zurechtzufinden in
einem Werk, zu dem man Herausgeber
und Autor uneingeschränkt gratulieren
kann, und dem man eine weite Verbreitung
wünscht. Klaus Fessler

Familie Cohn. Tagebücher, Briefe, Gedichte
einer jüdischen Familie aus Offenburg
. Herausgegeben und kommentiert
von Martin Ruch. Mit einem Vorwort
von Eva Mendelsson, London.
Reiff Schwarzwaldverlag Offenburg,
1992. 24,80 DM

Wer über den jüdischen Friedhof in Offenburg
geht, kann auf einem Grabstein
eine Inschrift lesen, die an zwei Frauen
erinnert, die nicht hier ihr Grab haben:

Sylvia Cohn und Tochter Esther, beide deportiert
und verschollen.

Mancher mag sich schon gefragt haben,
was für Schicksale, was für Gesichter hinter
diesen Namen stehen mögen.
Inzwischen können wir uns ein Bild machen
und wissen mehr über das Schicksal
dieser Frauen, die beide in Auschwitz ermorden
worden sind. Seit Jahren geht
Museumsleiter Dr. Ruch (damals noch im
Archiv der Stadt Offenburg tätig) der Frage
nach dem Schicksal der Offenburger
Bürger nach, die im Dritten Reich verfolgt
, vertrieben und ermordet worden
sind. Bei seiner Arbeit an der Dokumentation
„Widerstand und Verfolgung" zeigte
sich, daß wenige Schicksale so gut dokumentiert
sind wie die Geschichte der Familie
Cohn - vielleicht, weil alle geschrieben
haben: Briefe, Gedichte, Tagebücher
. Daß so viel erhalten blieb, ist
nicht zuletzt dem Mut und der Treue der
ehemaligen Hausangestellten der Familie
zu verdanken, Hermine Keller aus Neuweier
. Ihr schickte Esther das Tagebuch,
bevor sie nach Theresienstadt deportiert
wurde. Hermine rettete auch Photographien
. Briefe und persönliche Andenken aus
der beschlagnahmten jüdischen Wohnung
und bewahrte alles bei sich auf, um es
nach dem Krieg der Familie zurückgeben
zu können.

Man muß Frau Eva Mendelsson, geb.
Cohn, der einzigen noch Überlebenden der
Familie, danken, daß sie alle diese sehr
persönlichen Dokumenten vertrauensvoll
Herrn Dr. Ruch zur Verfügung gestellt
hat. Doch war es mit diesem Entschluß,
der schwer genug fiel, allein noch nicht
getan. Damit das Buch herausgegeben
werden konnte, mußte sie alles noch einmal
qualvoll in der Erinnerung lebendig
werden lassen. Wer das Gespräch und die
Erinnerungsarbeit mit Zeitzeugen kennt,
weiß, welche psychische Belastung damit
verbunden sein kann. Bei dem schmerzlichen
Prozeß hielt Frau Mendelsson ein
Gedanke, eine Hoffnung aufrecht:
„So kann nun vielleicht die heutige Jugend
einen Einblick in das zerstörte
Schicksal unserer Familie bekommen".

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