Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 650
(PDF, 129 MB)
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Rivesaltes, 11. März 1943

Sei stark, mein Herz, und hab Geduld,
Nur Triebkraft sei das Hoffnungslicht...
Du mußt noch lange, lange warten
Und tragen all die vielen harten
Fußtritte des Schicksals, verzweifle mir
nicht.

Sei stark, mein Herz, und hab Geduld.
Du mußt ja durch zum Ziel.
Ein Rosenschein am Firmament
Gibt Ahnung, daß es doch zum End
Des Leidens kommen will.

Die beiden jüngeren Töchter warten in einem
Kinderheim in der Schweiz auf das
Kriegsende. Ihre rührenden Briefe an den
Vater in London (seit 1939 haben sie ihn
nicht mehr gesehen) sind beredte Zeugnisse
dafür, wieviel Tapferkeit diese allein
aufwachsenden Kinder in diesen entscheidenden
Jahren der Entwicklung aufbringen
mußten, wieviel seelische Kraft, wieviel
Mut der Jugend sie einsetzen mußten.
Vielleicht ist Myriams früher Tod mit 45
Jahren auch dadurch mitverursacht.
Sein bewegendes Vorwort zu dem Buch
schließt Dr. Ruch mit folgenden Worten:
..Diese Textsammlung zeichnet eine individuelle
Familiengeschichte nach. Sie
steht gleichzeitig aber auch für mehr,
nämlich für das Schicksal vieler Offenburger
und badischer jüdischer Familien.
Es ist eine ebenso außergewöhnliche wie
auch alltägliche Geschichte, die hier aufgeschrieben
ist. Diese eine steht für viele,
denn die vielen, waren sie letztlich nicht
immer diese eine?"
Besser kann man es nicht sagen.

Ursula Flügler

Walter Ernst Schäfer, Moral und Satire
, Konturen oberrheinischer Literatur
des 17. Jahrhunderts. 404 Seiten, Max
Niemeyer Verlag Tübingen 1992 (Frühe
Neuzeit Band 7, Studien und Dokumente
zur deutschen Literatur und Kultur
im europäischen Kontext) DM 122,-.

Der umfangreiche Band umfaßt in der ersten
Hälfte (S. 1-212) vier Studien „zu literarischen
Texten zwischen 1640 und
1660, auch zu einzelnen Gemälden, Kupferstichen
und emblematischen Blättern
aus dem Umkreis der Reichsstädte Straßburg
. Ulm und Frankfurt" (S. VII), in der
zweiten Hälfte (S. 213^402) den reprogra-
phischen Nachdruck einer bisher unbekannten
, späten Schrift von Vater und
Sohn Johann Michael (1601-1669) und
Ernst Bogislaus Moscherosch (1637-ca.
1702). W. E. Schäfer stellt in den akri-
bisch recherchierten Aufsätzen erneut seine
detaillierten Kenntnisse der Literaturlandschaft
am Oberrhein im Zeitalter des
Barock unter Beweis. In drei der vier Aufsätze
(II, III, IV) beschäftigt er sich wiederum
mit dem in Willstätt geborenen
Staatsmann, Satiriker und Pädagogen
J. M. Moscherosch.

In der ersten Studie (S. 1-29) dient ihm
das Titelblatt eines aufgeschlagenen Buches
auf einem vom Straßburger Maler
Bartholomäus Hopfer (1628-1699) gefertigten
Porträt als Anlaß, um „frühere summarische
Urteile" (S. VII) über die bekannte
Apophthegmensammlung (Sammlung
kurzer, treffender Sinnsprüche) ,Exi-
lium Melancholiae' 1643 zu revidieren.
Die zweite Studie „Politische Theorie und
diplomatische Praxis Moscheroschs" (S.
30-49) erklärt das Scheitern der diplomatischen
Mission J. M. Moscheroschs in
Paris (Juli 1645 bis wahrscheinlich Januar
1646) aus der Diskrepanz zwischen politisch
-ethischer Theoriebildung bzw. deren
akademischer Diskussion und der politischen
, diplomatischen Praxis der Zeit.
Moscherosch hatte sich hierbei offenbar
an die Regeln der einfachen dissimilatio
(Verheimlichung) gehalten, wie er sie in
seiner Schrift .Dissertatio de politico'
1652 dargelegt hatte, d. h. den leichtesten
Fall der diplomatischen Täuschung angewandt
(vgl. S. 42 Anm. 39). Die genauen
Ausführungen W. E. Schäfers lassen, über
das Schicksal Moscheroschs hinaus, etwas
von den verwirrenden politisch-diplo-

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