Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 651
(PDF, 129 MB)
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matischen Intrigen am Hofe des jungen
Ludwig XIV. erahnen.
Die dritte Studie, mit 84 Seiten die umfangreichste
und titelbestimmende des
Bandes, setzt sich zunächst mit dem
Satirebegriff im 17. Jahrhundert und dessen
Anbindung, einerseits an die christliche
Ethik, andererseits an die aristotelische
, zum 18. Jahrhundert hin naturrechtliche
Moralphilosophie, auseinander.
W. E. Schäfer versucht den „Nachweis zu
führen, daß moralphilosophische Begriffe
und Konzeptionen wesentliche Strukturen
einzelner Satiren des 17. Jahrhunderts bestimmen
- auch von Satiren in deutscher
Sprache" (S. 66). Aus dem System der
Moralphilosophie beschränkt er sich hierbei
auf die seiner Ansicht nach bis dahin
in der Satireforschung übergangene Eudä-
monologie (Güterlehre). Er referiert die in
der deutschsprachigen ,Ethica' 1669 des
Justus Georg Schottel dargestellten Thesen
zur Güterlehre, z. T. auch zur Seelen-
und Tugendlehre, und diskutiert im folgenden
an den Titelkupfern der Erstausgabe
von 1640 und der Ausgabe von 1650
der .Gesichte' Moscheroschs und an den
simplicianischen Schriften Grimmelshausens
, inwieweit diese moralphilosophischen
Theoreme die satirische Emblema-
tik bzw. Schreibweise der beiden Autoren
bestimmen. Hierbei rückt er das berühmte
Titelkupfer der Erstausgabe des ,Simpli-
cissimus' 1668 durch die Rückbeziehung
des Biene/Spinne-Vergleichs auf die Güterlehre
in einen neuen Deutungszusammenhang
.

Die vierte Studie (S. 135-195) ist der im
zweiten Teil des Bandes reproduzierten
satirischen Schrift ,Güldner Zanck-Apfel'
1666 gewidmet. Der Edition liegt das Exemplar
aus der Universitätsbibliothek Er-
langen-Nürnberg (am Thl. XVI, 55a)
(Vorwort S. VIII u. S. 141) zugrunde.
W. E. Schäfer legt zunächst anhand neu
aufgefundener Briefe fast lückenlos die
letzten Lebensjahre J. M. Moscheroschs
von Oktober/November 1660 bis zu seinem
Tod am 4. April 1669 offen. Er vermag
den Zeitraum der Abfassung der unter
dem Pseudonym ,Philison' veröffentlichten
Schrift auf Spätherbst 1664 bis
Sommer 1665 einzugrenzen. Aus Anspielungen
und Erzählungen auf Ereignisse
und von Personen schließt er für große
Teile des ,Zanck-Apfel' auf die Verfasserschaft
des Vaters Johann Michael
Moscherosch, zu geringeren Teilen auf
die Mitautorschaft seines Sohnes Ernst
Bogislaus. Nach einem kurzen Uberblick
über Inhalt, Struktur und Erzähltechnik
geht W. E. Schäfer genauer auf die beiden
Teile des ,Güldnen Zanck-Apfel' ein.
Der kurze, erste Teil mit dem Titel „Der
vom Weibe überteuffelter Teuffei" (S.
217-241) gibt sich als Übersetzung der
weiberfeindlichen Erzählung ,Novella di
Belfagor arcidiavolo' des italienischen
Politikers und Geschichtsschreibers Nic-
colö Machiavelli (1469-1527) zu erkennen
. W. E. Schäfer liefert überzeugende
Beweise dafür, daß sich hinter dem Übersetzerpseudonym
,Siman von Leiden' der
„Viel- und Schnellschreiber" (S. 167)
Balthasar Kindermann (1636-1706) verbirgt
und sieht im zweiten, weit umfangreicheren
Teil der Schrift „Der Weiber
Nutz und Schutz" (S. 242-393) eine „Replik
Moscheroschs" (so auch ein Teil des
Titels der Studie) auf diese Übertragung.
Als Entstehungsgrund des .Zanck-Apfel'
nimmt W. E. Schäfer die soziale Situation
J. M. Moscheroschs um 1660 an. Einerseits
will der aus Hanau geflüchtete Moscherosch
mit seinen persönlichen Feinden
abrechnen, andererseits will er in
Frankfurt, wo er als Schirmverwandter
aufgenommen wurde, neue Gönner gewinnen
. An das Ende des Aufsatzes stellt
W. E. Schäfer den Versuch einer Gesamteinbettung
des ,Zanck-Apfel' in das literarische
Lebenswerk J. M. Moscheroschs.
Mit dieser Studie vervollständigt er einen
weiteren Teil am Lebensmosaik des Will-
stätter Satirikers.

Den Aufsatzteil beschließen ein Abbildungsverzeichnis
, eine Bibliographie der
benutzten Quellentexte, eine Liste mit

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