Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 656
(PDF, 129 MB)
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Rottecks" in den letzten Jahrzehnten, bei
der v. Treskow lediglich den Hinweis
nicht akzeptiert, daß Rottecks Glaube an
Menschenwürde und Toleranz sich von
den „antisemitischen Tönen etwa bei
Treitschke'* wohltuend abhebe. Rotteck
lehnte zwar die bürgerliche Gleichberechtigung
der Juden ab, war aber „frei von jeder
rassenideologischen Komponente",
und „ein freundschaftlicher Umgang mit
konvertierten Juden" war für ihn selbstverständlich
(I, 168). Ebenso zwiespältig
verhielt sich Rotteck in bezug auf die
Frauenemanzipation. Während seine politische
Aktivitäten auch bei Frauen auf
Sympathie stießen, „beschränkte sich seiner
Auffassung nach die Rolle der Frau
doch gänzlich auf den familiären Bereich
". Als eine Frau aus Kiechlingsber-
gen mit seiner Hilfe 1813 Stiftungen für
bedürftige Mädchen und zur Ausbildung
von weiblichem Lehrpersonal in Baden
einrichten wollte, würdigte er sie nicht
einmal einer Antwort (I, 57). Inkonsequent
zeigte sich Rotteck auch nach Auffassung
von Büß, als dieser nach einer
Beschwerde Rottecks beim Konsistorium
ein von ihm verfaßtes Jubelgedicht und
eine aus Anlaß des 50. Dienstjubiläums
des Seniors der medizinischen Fakultät,
Hofrat Schmiderer, geschriebene Biographie
, „mit Indignation" zurückerhielt:
„Damit war er Rotteck gegenüber vollkommen
im Recht, denn es war tatsächlich
eine für einen für wahre Freiheit begeisterten
jungen Mann unverständliche
Inkonsequenz, die Pressefreiheit energisch
als eines der höchsten Menschenrechte
zu reklamieren und sie doch in bestimmten
Fällen nicht zu achten, und
Welcker, der auch hier wieder Büß in
Schutz nahm, verfehlte nicht, auf diesen
schwachen Punkt Rottecks hinzuweisen"
(4). Trotz der Widersprüchlichkeiten in
bezug auf die Juden- und Frauenemanzipation
, auch auf Fragen der Zunftverfassung
und der Gewerbefreiheit (I, 196), hat
der liberale Führer, der nach der Meinung
Robert von Mohls „in keiner Wissenschaft
als abschnittmachender Verbesserer
und Umgestalter aufgetreten", doch
„mehr gewirkt als viele Männer solcher
Art zusammen" (II, 9).
Treskow hatte es sich zur Aufgabe gemacht
, mit der Erschließung der Korrespondenz
Rottecks die Voraussetzungen
für eine wissenschaftliche Biographie zu
schaffen, „die dem einstmals bekanntesten
Wortführer des badischen Frühliberalismus
einen angemessen Platz in der Geschichte
des deutschen Vormärz zuweisen
könnte". Auf den lebendig geschriebenen
und lesenswerten 1. Band, der zum 150.
Todestag Rottecks herauskam, folgte als
Frucht jahrelanger Arbeit, die nur mit Unterstützung
aller Mitarbeiter des Freiburger
Stadtarchivs durchgeführt werden
konnte, der umfangreiche Regesten-Band.
Zum größten Bestand des Rotteck'schen
Nachlasses, über dessen Geschichte im 1.
Band ausführlich berichtet wird, zählt die
umfangreichste Sammlung von ungefähr
1850 Briefen aus der Zeit von 1785-1840,
die in neun ungeordneten Kisten aufbewahrt
waren. Die Regesten werden
hauptsächlich aus Beständen der Universitätsbibliothek
und des Universitätsarchivs
Freiburg sowie aus den Privatsammlungen
von Rottecks Ur-Ur-Enkelinnen
Erika Hemmer und Angela Paffrath ergänzt
. Insgesamt wurden bei der Arbeit
des Stadtarchivs über 2000 Briefe von
mehr als 500 Korrespondenzpartnern an
30 Standorten verzeichnet und systematisiert
, ein Briefbestand aus der Epoche des
badischen Frühliberalismus, der nach Einschätzung
von Treskow in Umfang und
Reichtum seinesgleichen sucht. Die Briefe
werden nicht mit dem vollen Wortlaut,
sondern als Regesten mit genauer Inhaltsangabe
wiedergegeben, wobei eine Kurzbiographie
und wichtigste Literaturhinweise
über den Briefpartner informieren.
Werk-, Orts- und Namensregister, eine Bibliographie
zu beiden Bänden sowie zahlreiche
Abbildungen ergänzen Text- und
Regesten-Band. Die Regesten, die nicht
nur Briefe bekannter und bedeutender

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