Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 661
(PDF, 129 MB)
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ser Zeit ebenso kundig dar wie die literarische
Verarbeitung der Erlebnisse durch
den Dichter in seinen Erzählungen. Dabei
zeigt er auf, wie empfindlich die poetische
Phantasie Hansjakobs auf die vielfältigen
Anreize reagierte, die Natur und
Menschen des Kinzigtales ausübten.
Daß das Gasthaus „Drei Schneeballen"
auch seinen Eigenwert hat, weist Manfred
Hildenbrand in seinem historischen
Beiträgen nach. Belegt durch Urkunden -
wenn auch die frühesten nicht letzte Gewißheit
bieten können -, läßt sich die Geschichte
des heutigen Hotels und Restaurants
bis 1493 zurückverfolgen, dabei ist
besonders hervorzuheben, daß über das
ganze halbe Jahrtausend die Wirte derselben
Familie angehörten, den Gißlers; erst
1912 brachte Xaver Neumaier, ein Enkel
des Schneeballenwirts Xaver Gißler, den
Namen des heutigen Besitzers. Das 1901
begonnene und von Hansjakob mit einer
Widmung versehene Gästebuch der „Drei
Schneeballen" - Kurt Klein legt es vor -
erweist sich als reichbestückte Quelle für
Ruhm und Nachruhm des Dichters wie
auch als Beleg für die gastronomische
Qualität des Hauses.

Das reichbebilderte Heftchen - Alltagsaufnahmen
aus dem Leben Hansjakobs,
alte Zeichnungen und Photographien entwickeln
ihren besonderen Reiz - informiert
knapp darüber, welche Bedeutung
ein Gasthaus und damit die ganz konkret
faßbare Umgebung für einen künstlerisch
gestaltenden Menschen haben kann, es
beweist aber auch, daß in Hofstetten die
Hansjakob-Welt noch in Ordnung ist,
während kurze Zeit nach dem Erscheinen
der Schrift sich die nach dem Dichter benannte
Gesellschaft in Freiburg unter
merkwürdigen Umständen auflöste. Dazu
sei - nicht nur am Rande - bemerkt, daß
die umsichtige Leitung Manfred Hildenbrands
das Hansjakobarchiv im „Freihof'
in Haslach aus den Turbulenzen heraushielt
. Karl Maier

Walter Ernst Schäfer, „Ach, so beseuffze
doch mein armes Vatterland". Johann
Michael Moscherosch in Willstätt. Spuren
23. 16 Seiten, 9 Abbildungen, geheftet
, Umschlag aus Seidenglanzpapier.
Deutsche Schillergesellschaft Marbach
am Neckar 1993. Über Arbeitsstelle für
literarische Museen, Archive und Gedenkstätten
in Baden-Württemberg,
Postfach 1162, Marbach, DM 7-, im
Buchhandel DM 9,80.
Johann Michael Moscherosch, geboren
1601 in Willstätt, steht, nimmt man die
Zahl seiner heute greifbaren Werkausgaben,
seinen Anteil an Anthologien oder Schullesebüchern
als Beleg, ganz im Schatten
des ca. zwanzig Jahre jüngeren Grimmelshausen
aus dem nicht allzuweit entfernten
Renchen. Aber zu seinen Lebzeiten war
dies anders. Damals galt Moscherosch als
der meistgelesene Satiriker Deutschlands,
Raubdrucke seiner Werke beweisen dies
ebenso wie seine ehrenvolle Aufnahme in
die „Fruchtbringende Gesellschaft", einem
Verein, dem während vieler Jahre des
17. Jahrhunderts die wichtigsten Poeten
Deutschlands angehörten.
Um die Kluft zwischen ehemaliger Bedeutung
und heutigem Bekanntheitsgrad
wenigstens teilweise zu überbrücken,
könnte das Heftchen dienen, in dem Walter
Ernst Schäfer knapp, wissenschaftlich
fundiert und höchst anschaulich über den
barocken Dichter aus Willstätt referiert.
Nachdem er die wichtigsten biographischen
Daten vorgestellt hat, legt Schäfer
das Augenmerk auf die Beziehungen
Moscheroschs zu seiner Geburtsstadt. Der
Titel des satirischen Hauptwerkes „Die
Geschichte des Philanders von Sittewald"
verbirgt in der Ortsbezeichnung durch
Umstellung der Buchstaben den Namen
des Amtsstädtchens an der Kinzig. Eine
besonders schöne und poetische Schilderung
Willstätts in seinem Bestand und mit
seiner Ausstrahlung vor der Zerstörung
im Dreißigjährigen Krieg fand Schäfer in
einer bisher unbekannten Schrift Moscheroschs
(s. dazu die Buchbesprechung

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