http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0301
Durch den ruinösen Zustand, den die eingebrochenen Fenster noch verstärken
, hat die ursprüngliche Einheit viel verloren. Der Maler hat die Verbindung
der einzelnen Szenen zu einem ganzen Wandbild damit erreicht, daß
er durch alle Bilder den gleichen welligen Boden und denselben einfachen
Hintergrund hindurchziehen läßt. Die einfache Arbeitsweise, die mit einem
Minimum an Linie möglichst viel auszudrücken sucht und, was die Farbe
betrifft, sich nur auf wenige Töne beschränkt, erhöht diese Einheitlichkeit.
Mit einer rotbraunen Kontur ist das Wesentliche der Dinge umschrieben.
Die entstehenden Formfelder wurden dann mit zarten Farben ausgemalt; so
ist der Boden gelbrot, der Hintergrund kobaltblau, und die Figuren des
Dramas bewegen sich in weißen, gelben, braunen und braunvioletten
Tönen.
Da die Bilder weder Zahlen noch Schriftzeichen aufweisen, kann ihre Entstehung
nur schätzungsweise festgelegt werden. Den schulterlosen Gestalten
, den gespreizten Beinstellungen, den teilweise stark ausgeprägten
Handgebärden, der Art, wie die Gewänder oder die Glorienscheine gezeichnet
sind, begegnen wir auch auf oberrheinischen Holzschnitten aus
dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts. Man wird wohl ziemlich richtig
gehen, für die Entstehung des Zyklus die Zeit um 1450 anzunehmen. Die
Bilder einem bestimmten Maler zuzuweisen, dazu fehlen jegliche Unterlagen
. Da man auch von den anderen Wandmalereien der Ortenau aus dieser
Zeit keine mit denen von Reichenbach in direkten Zusammenhang bringen
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