Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 643
(PDF, 127 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0643
Buchbesprechungen

Bernd Boll. Das wird man nie mehr los
... - Ausländische Zwangsarbeiter in
Offenburg 1939-1945. 357 Seiten,
58-DM, Centaurus Verlag, Pfaffenweiler
1994.

Historiker schätzen die Zahl der während
des Zweiten Weltkrieges in Deutschland
lebenden ausländischen Zwangsarbeiter
und Kriegsgefangenen auf über sieben
Millionen Menschen. Ohne die ausländischen
Arbeiter wäre es nicht möglich gewesen
, die deutsche Kriegswirtschaft aufrechtzuerhalten
; zeitweise war jeder dritte
Arbeitsplatz von einem Kriegsgefangenen
oder einem Zwangsarbeiter besetzt. Die
zeitgeschichtliche Forschung hat sich dieses
Themas nur zögernd angenommen,
vor allem auf lokaler Ebene steht eine
Aufarbeitung vielerorts noch aus.
Für Offenburg zumindest ist diese Lücke
durch die Arbeit des Freiburger Historikers
Bernd Boll „Das wird man nie mehr
los ... - Ausländische Zwangsarbeiter in
Offenburg 1939-1945" geschlossen. Den
Anstoß, die Situation der Zwangsarbeiter
in Offenburg darzustellen, erhielt Boll
durch eine zweijährige wissenschaftliche
Tätigkeit im Stadtarchiv Offenburg von
1986 bis 1988. Bei der Sichtung der dortigen
NS-Bestände zeigte es sich, daß die
Aktenlage in Offenburg einen detaillierten
Einblick in Umfang und Ablauf der Ausländerbeschäftigung
im Dritten Reich auf
lokaler Ebene erlaubt.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der
erste Teil beschreibt Hintergrund und Organisation
des Einsatzes von ausländischen
Arbeitern und Kriegsgefangenen in
der deutschen und im besonderen der Offenburger
Kriegswirtschaft. Größter Arbeitgeber
war in Offenburg die Deutsche
Reichsbahn, deren Stammbelegung durch
Einberufung zum Kriegsdienst ausgedünnt
worden war. Im Verlauf des Krieges
entwickelte sich die Rüstungsindustrie
zum zentralen Faktor. Nicht wenige Offenburger
Firmen hatten Rüstungsaufträge

übernommen, einige betrafen sogar Aufträge
der höchsten Geheim- und Dringlichkeitsstufe
wie Teile des V-Waffen-Programms
. Die dabei notwendigen Arbeitskräfte
konnten zum großen Teil nicht
durch deutsche Arbeiter gestellt werden.
Daher wurde der Ruf nach Fremdarbeitern
immer lauter. Ursprünglich waren für
diesen Einsatz russische Kriegsgefangene
vorgesehen. Da diese aber vorwiegend in
der Landwirtschaft eingesetzt worden waren
, wurden russische und polnische Zivilarbeiter
herangezogen. Nicht nur die
Offenburger Wirtschaft profitierte von
den billigen Arbeitskräften aus den von
Deutschland unterjochten Ländern, sondern
auch die Stadtverwaltung. Mehrere
Arbeitskommandos waren in der städtischen
Gärtnerei und beim St. Andreas
Weingut eingesetzt. Die Stadt organisierte
auch die Unterbringung der Fremdarbeiter
und ließ das ehemalige Bad Ries in der
Wasserstraße zu einem Lager ausbauen.
Um den ständig wachsenden Platzbedarf
zu befriedigen, wurden noch weiter städtische
Gebäude zu Lagern umgewandelt.
Die größeren Rüstungsbetriebe und die
Reichsbahn richteten sich schließlich eigene
Kriegsgefangenenlager ein. Insgesamt
waren 3500 Kriegsgefangene und
Zivilarbeiter in Offenburg im Einsatz.
Im März 1942 wurde Offenburg zum zentralen
Umschlagort für Fremdarbeiter im
Raum Mittelbaden. Die Wehrmacht verlegte
ihr ursprünglich in Baden-Baden
stationiertes Kriegsgefangenen-Stammlager
im Wehrkreis V, das Stalag V C, in
das aufgelöste Landwehr-Übungslager im
Industriegebiet „Am Holderstock". Die
für ca. 1500 Personen gebauten Gebäude
wurden zeitweise mit über 5000 Kriegsgefangenen
belegt. Bis zu 30 000 Mann
gleichzeitig standen unter der Aufsicht
des Stalag V C. Die meisten dieser Gefangenen
waren in einem der 500 dem Stalag
V C unterstellten Außenlager interniert.
Im zweiten Teil seiner Arbeit geht Boll
auf die Bedingungen ein. denen die
Zwangsarbeiter in Offenburg ausgesetzt

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