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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 74
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4 Ähnlich wie Stelen und Menhire waren im Altertum auch Altäre besonders auf den
Berghöhen zur Verehrung der Götter aufgestellt. Vgl. Parkland. Illustriertes Lexikon
der Mythologie, 1874, (1993), S. 30, „Altar, bei den alten Völkern derjenige Opferherd
, der sowohl zum Anzünden des Opferfeuers als auch zu den übrigen Verrichtungen
bei Opfern gebraucht wurde. Unter dem Altar war eine Höhle angebracht, in welche
man das übrigbleibende Opferblut goß. In der Nähe war ein Brunnen (bei den Germanen
Blotkelda oder Blotabrunnen geheißen), der zum Waschen der Blutopfer diente.
Man errichtete die Altäre gewöhnlich auf Anhöhen und Hügeln. Sie waren gegen Morgen
(Osten) gerichtet und standen vor der Bildsäule des Gottes, dem der Tempel (Kultanlage
) geheiligt war. Vgl. auch Bertelsmann Lexikon, 1977, Bd. 1, S. 144, „Der Altar
ist in allen entwickelten Religionen ein block- oder tischartiger Platz für die Darbringung
von Opfern; ursprünglich ein Felsblock." Hierzu ein Bild von einem Rauchopferaltar
in Arad aus dem 9. Jh. v. Chr., ein behauener rechteckiger „Blockaltar" ähnlich
römischer Altäre. Vgl. Keller, S. 166, Auf der unter Anm. 2 angeführten Bronzetafel
(12. Jh. v. Chr.) ist auch ein Altar zu sehen. Die Darbringung der Opfer auf Bergeshöhen
bezeugt sowohl die Bibel (aufgeschrieben um 550 v. Chr.) als auch der griechischen
Geschichtsschreiber Herodot (um 485-425 v. Chr:), vgl. Herodot, 1, 131, „Von
den Perser Sitten und Gebräuche ist Folgendes bekannt: ... Bei ihnen ist Brauch, auf
die Gipfel der Berge zu steigen und dort Zeus Opfer darzubringen, denn Zeus heißt bei
ihnen der ganze Himmelskreis (Sterne). Sie opfern aber auch der Sonne und dem
Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden. Diesen allen opfern sie von
Anbeginn an." Vgl. hierzu 2. Mose, 17, 11, „Mose, Aron und Hur stiegen auf den
Gipfel des Hügels ... 17, 15, ... und Mose baute einen Altar und gab ihm den Namen
Jehova ... 20, 25, ... Und wenn du mir einen Altar aus Steinen machst, so sollst du ihn
nicht von behauenen Steinen bauen; denn hast du deinen Meißel darüber geschwungen
, so hast du ihn entweiht." Geopfert wurden Brandopfer und Friedensopfer, Kleinvieh
und Rinder. Vgl. auch die megalithischen Altäre, Teichmann, S. 66 ff., beim
Steinkreis von Easter Aquhorthies. Aberdeen, (Schottland), im Steinkreis von Old
Keig, Aberdeen, (Schottland), im Steinkreis von Sunhoney, Aberdeen, (Schottland)
und andere.

Auch die Opferschalen hatten kultische Bedeutung, waren oft in den Altären eingelassen
und wie diese in vielen Religionen bekannt und verbreitet. Vgl. Keller, S. 166, auf
der unter Anm. 2 angeführten Bronzetafel (12. Jh. v. Chr.) ist auf dem Altar auch eine
Opferschale eingetieft. Vgl. auch Bertelsmann Lexikon, S. 144, In den Rauchopferaltar
, der aus dem 9. Jh. v. Chr., in Arad gefunden wurde, ist ebenfalls eine Opferschale
eingetieft. Dies gilt auch für unzählige Altäre aus der Römerzeit, die wir kennen. Vgl.
auch 2. Mose, 24, 5-7, „Und Mose nahm die Hälfte des Blutes und tat es in Schalen,
und die Hälfte des Blutes sprengte er an den Altar". Da die ursprünglichen Altäre aus
Felsblöcken auf Berggipfeln standen, wären auch dort eingetiefte Opferschalen nicht
ungewöhnlich. Aus spätrömischer bzw. frühchristlicher Zeit sind zwei Altäre mit eingelassenen
Opferschalen in der Krypta des Bonner Münsters bekannt. Vgl. hierzu
Rudolf Pörtner, Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, 1959, S. 96 ff. „Die früheste Kultanlage
unter dem Chor des Bonner Münsters. Zwei gemauerte Tische zur Feier von
Totengedenkmälern. Zwischen 260 und 300 n. Chr."

Dem folgt eine alte Volksmeinung, wonach viele geformte Felsblöcke, besonders auf
den hohen Berggipfeln, im Granit ursprünglich Altäre waren und deren oft kreisrunde
Vertiefungen Opferschüsseln sein sollen. Die Entstehung der sogenannten Opferschüsseln
erklärt man sich einfach. Sie werden schweren harten Steinen zugeschrieben, die
als Schleifspindeln oder Schleifköpfe auf die Oberfläche der sogenannten Altäre auf-

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