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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 143
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drochronologischer Untersuchungen und fehlender Fundmünzen nur das
erhaltene Kleinfundmaterial. Die Keramik- und Glasfunde weisen einheitlich
in die Zeit des späten 1. und frühen 2. Jahrhunderts. Auf die Siedlungsentwicklung
gesehen, könnte diese Holzbebauung möglicherweise im
Zusammenhang mit einer, vermutlich übergreifenden, Bautätigkeit um die
Mitte der 80er Jahre des 1. Jahrhunderts entstanden sein. In den Jahren
85/86 n. Chr. ist für zwei voneinander getrennt liegenden Parzellen am
Rotenbachverlauf (Gernsbacher Straße 13 und 30) die Errichtung von
Holzbauten dendrochronologisch belegt17. Es steht daher zu vermuten, daß
zu diesem Zeitpunkt im gesamten Siedlungskern, über den Resten einer
älteren, bzw. der ersten Holzbebauung, eine zweite Holzbauphase entstand.

Das zoomorphe Glasgefäß
Römische Glasgefäße in Tiergestalt

Auf die Gesamtmasse der aus der römischen Antike bekannten Gläser gesehen
, stellen die zoomorphen Gefäße und Plastiken eine eher seltene Erscheinung
dar. Im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Baden-Badener
Fundstückes sind dem Verfasser vierundvierzig weitere Gläser dieser
Gruppe bekannt geworden18.

Die Fundgruppe ist hinsichtlich der ursprünglichen Bedeutung und Verwendung
der Stücke nur sehr schwer zu beurteilen, da die meisten Vertreter
aus dem Kunsthandel oder aus alten Sammlungen stammen und bestenfalls
noch einem Fundort zuweisbar sind. Interpretationshilfen und fundierte
Datierungsansätze, die sich aus gut beobachteten Fundumständen
ergeben könnten, fehlen in der Regel gänzlich. Üblicherweise werden die
Gefäße in den Publikationen als Parfümbehälter19 oder Sprinkler20 bezeichnet
. Der Versuch, die Funktion dieser Fundgruppe monokausal zu erklären
, ist methodisch sicher nicht richtig. Es besteht vielmehr die Notwendigkeit
, jedes einzelne Stück aus seinen herstellungstechnischen und
formalen Details heraus zu betrachten und darauf basierend eine Funktionsdeutung
abzuleiten. Wie irreführend ungenaue Beobachtungen sein
können, vedeutlicht ein Fall aus Köln. Ein Glastier aus dem Kölner Gräberfeld
Jakobstraße wurde in verschiedenen Publikationen als Parfümbehältnis21
beschrieben. Im Zusammenhang mit der Gesamtpublikation des
Gräberfeldes erkannte der Bearbeiter U. Friedhoff, daß dieses Fundstück
ursprünglich keine Öffnung besaß und daher sicher nicht als Gefäß anzusehen
sei22. Die Fundsituation der Glasplastik - sie stammt aus einem Kindergrab
- läßt eher an eine Verwendung des Stückes als Kinderspielzeug
denken.

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