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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 144
(PDF, 147 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Ein Verbreitungsbild der Glastiere läßt sich nur schwer darstellen. Viele
Stücke sind diesbezüglich ohne Aussagekraft, da sie, wie bereits erwähnt,
aus dem Antiquitätenhandel stammen. Für diese Exemplare wird meist der
östliche Mittelmeerraum oder Nordafrika als Herkunftsregion angegeben23
. Für die restlichen Stücke mit bekanntem Fundort zeichnet sich daher
ein - mit Sicherheit leicht verzerrtes - Verbreitungsbild ab (Abb. 3).
Eine gewisse Massierung für das 3. und das frühe 4. Jahrhundert ist am
Niederrhein, im Maasgebiet und in Lothringen mit den Fundorten
Bingen24, Bonn25, Cocheren/Lothringen26, Köln27, Lüttich28, Tongeren/
Belgien29 und Wiesbaden30 zu beobachten. Außerhalb dieses Raumes steht
für diese Zeitstellung der Fundplatz Chalon-sur-Saone31 und die pannoni-
schen Fundplätze Szombathely und Majs32 (Ungarn). Der Fundbestand für
das 1. und 2. Jahrhundert ist mit fünf Stücken sehr gering, zwei Exemplare
stammen aus Aquüeia33, die anderen drei liegen für die betreffende Region
mit den Fundorten Baden-Baden, Szombathely34 (Ungarn) und Histria35
(Rumänien) bislang singulär vor.

Das Baden-Badener Fundstück

Aus der Gesamtmasse des im Bereich Gernsbacher Straße 14 geborgenen
Fundmaterials sticht ein Stück heraus. Es handelt sich hierbei um das Fragment
eines zoomorphen Glasgefäßes, ein für Baden-Württemberg bislang
singulärer Fund (Abb. 5). Gefunden wurde es im nordwestlichen Bereich
der Baugrubensohle (Abb. 2, B), eingebunden in eine römische Fundschicht
. Erhalten blieb das Vorderteil des Gefäßes mit Kopf, Brust und
Vorderlaufpaar, abstehende Teile wie Ohren und Beine sind stark bestoßen.
Als Material fand ein sehr gut entfärbtes, farblos durchscheinendes Glas
Verwendung. Die Oberfläche des Stückes ist, hervorgerufen durch die lange
Bodenlagerung, von einer Verfallserscheinung, der sogenannten Ober-
flächenrißverwitterung gekennzeichnet und wirkt deshalb heute matt und
silbrig irisierend. Die Verwitterungserscheinung zieht auch über die Bruchkanten
hinweg, vermutlich gelangte das Gefäß schon in antiker Zeit in zer-
scherbtem Zustand in den Boden.

Die Ohren des Tieres sind als Glastropfen aufgesetzt und mittels einer
Zange leicht eingekniffen. Ebenfalls angesetzt sind die Beine, wobei die
Kniepartie und die Klauen (Pfoten?) durch Zangeneinkniffe ebenfalls eine
Betonung erfuhren. Der Kopf des Tieres ist vom Rumpf nur unwesentlich
durch eine Art Einschnürung abgesetzt, das Tier wirkt dadurch etwas gedrungen
. Die Schnauze des Tieres ist sehr lang und spitz ausgezogen und
endet vorne mit einem 4 mm starken Röhrchen. Die Öffnung in der
Schnauze mißt im Durchmesser genau 1mm. Das Gefäß ist sehr robust ge-

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