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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 224
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0224
Sobald ich sah, daß zwei Korps seiner Infanterie und vier Regimenter Kürassiere
mit allen seinen Kroaten und Dragonern herüber waren, ließ ich meine Avantgarde
umdrehen. Sie bestand aus vier Regimentern meiner (der weimarischen) Kavallerie
und zwei Regimentern französischer Infanterie, die von Du Hallier befehligt
waren. Er führte sie mit solcher Klugheit und solchem Mut, daß er den Feind in
Unordnung und Verwirrung ins Wasser zurückwarf, eine sehr große Anzahl von
Offizieren und Soldaten tötete und einige Gefangene machte. Sie wären allesamt
verloren gewesen ohne die Nacht, die hereinbrach. Als ich an dieser Stelle nicht
mehr über den Bach hinüberkommen konnte, ging ich eine Meile höher (plus haut)
am Wasser hinauf n, um dort einen anderen Übergang zu finden und meinen Sieg
zu vollenden.

Als der Tag (der 5. September) anbrach, befand ich mich zwischen ihrem Lager
und dem Ort, wo sie am Abend vorher gewesen waren. Da sie aber durch ihre Kuriere
von meinem Marsch unterrichtet waren, zogen sie sich voller Hast in ein
kleines Tal zurück, wo ich noch ihre Nachhut antraf, die ich mit der von Sieur De
la Mothe-Odancour geführten Infanterie angriff, die sie von neuem in Unordnung
versetzte. Aber das Gros ihrer Truppe, das schon auf der Anhöhe war, behielt
kühlen Kopf und gab ihnen Zeit, sich dorthin zurückzuziehen. Ich aber hatte mein
großes Geschütz herangebracht, von dem ich eine ziemliche Anzahl beisammen
hatte und beschoß sie drei Stunden lang, bis sie sich in großer Konfusion nach
ihrem Lager zurückzogen.

Ich setzte ihnen nach Kräften nach, sah dann aber, daß meine Leute und die Pferde
durch den vier Tage dauernden Kampf sehr erschöpft waren und hielt es auch
nicht für angebracht, die Belagerung (von Kenzingen) fortzusetzen, bei der ich auf
keinen Erfolg hoffen konnte ohne den Verlust vieler Mannschaft, den ich nicht verkraften
könnte, da ich schon sehr geschwächt bin."

Soweit Bernhards Bericht. Seine Truppen, besonders die Kavallerie,
waren außerordentlich mitgenommen. Auch nach der Rückkehr ins
Rheinlager konnten die Pferde aus Mangel an Fourage kaum gefüttert
werden. „Sie begannen haufenweise zu fallen." Die Mannschaften litten
an Hunger und unter der drückenden Hitze; ansteckende Krankheiten
breiteten sich aus12. Die kaiserlichen Truppen stellten jetzt die Schlacht
bei Ettenheim als Erfolg dar, da sie den Fall Kenzingens verhindert
hätten. Es war der in der Kriegsgeschichte nicht seltene Fall, daß beide
Seiten gewonnen hatten.

Eine kaiserliche Flugschrift

Sehr viel reicher im Detail als Bernhards noch atemloser erster Bericht ist
der „Kurtze Jnnhalt vnd Beschreybung", eine offiziöse Druckschrift von
1637, die aus kaiserlicher Sicht im Faktischen zuverlässig Herzog Bern-

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