Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 228
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0228
auf „den Hertzog vnd das Frantzösische volck", so daß er sich schließlich
auf sein Rheinlager zurückzog. Johann von Werth ging nach Friesenheim,
befestigte das Kloster Schuttern, ließ eine Besatzung dort und begab sich
mit dem Fußvolk nach Schuttern ins Lager.

Soweit der kaiserliche Publizist der Flugschrift, in Verlauf und Einzelheiten
wohl genauer als Bernhards bewußt schönfärbender Bericht. So endete
die Schlacht auf dem Ettenheimer und Ringsheimer Grün, ein Treffen, eine
der „Katzbalgereien", die nach Schopenhauer die Geschichte ausmachen.
Das Treffen bei Ettenheim zeigt, wie seine anderen Unternehmungen,
Bernhards Grundlage seiner Erfolge: die Schnelligkeit der Bewegung, der
Angriff ohne Zögern; „praelii avidus" (gierig auf Kampf) wurde er genannt
. Daß er, wie er nach Paris schreibt, beim Zollhaus einen Rückzug
vorgetäuscht hat, um den Gegner über die Brücke zu locken, ist wohl eine
nachträgliche Umfärbung der Vorgänge. Der Condottiere hatte sein Kriegsvolk
so gut in der Hand, daß er eine begonnene Flucht aufhielt und den
Gegenstoß wirksam zu machen vermochte.

Die verlassene Stadt

Die zugrunde gerichtete Stadt soll an die zehn Jahre, bis Kriegsende, aufgegeben
und so gut wie unbewohnt gewesen sein, ohne Verwaltung und
Seelsorge; hin und wieder kamen schwedische Streiftrupps von Mahlberg
her. Einzig im späten Spätherbst 1637, als Bernhard sich ins Elsaß zurückgezogen
und Johann von Werth Anfang November die Wittenweirer
Rheinschanzen erobert und zerstört hatte, kamen die Ettenheimer noch einmal
zurück. Am Andreastag (30. 11.) „haben sie die Trauben noch einge-
heimset nach Kenzingen, wo sich die mehresten aufhielten"16.

Aber für die Dauer zurückkehren konnten sie bei den andauernden Kriegsnöten
nicht. Im sechsten Jahr nach der Schlacht war noch alles „öde und
verlassen". Die Felder und Weinberge verfielen und verwucherten. Der
furchtbare Krieg erfaßte die Ettenheimer auch in ihren Zufluchtsorten,
ganze Familien starben aus. Die letzte Eintragung im Ettenheimer Kirchenbuch
, das rechtzeitig ausgelagert wurde und erhalten blieb, nahm
P. Sebastian Scriba am 3. August 1637 vor. Dann ist eine Lücke bis 1639.
Nach einer Notiz von P. Arbogast Arnold, dem ersten Pfarrer (1648-67)
nach dem Krieg, hat er 1651 die ihm zugänglichen Daten auf einzelnen
Zetteln gesammelt und dann im Kirchenbuch nachgetragen (Annotatio me-
morialis). Aus dem Jahr 1638, als der erste Zufluchtsort Kenzingen von
Bernhard erneut belagert wurde, war überhaupt nichts mehr zu erfahren,
außer dem Tod des Schultheißen: „Roman Werber, der Schultheiß, starb

228


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0228