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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 262
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0262
im Jahre 1702: „Die Stollhofener hausen in elenden Strohhütten." Dabei
waren gerade zur damaligen Zeit über 1500 Soldaten in der Stadt untergebracht
, so daß er weiter schreibt: „. . . die Türme der Stadt sind vollgestopft
mit Pulver und Blei, so daß wir die Kranken und Gefangenen nach
Gernsbach bringen müssen . . .3I."

Auch in den Amtsdörfern, vor allem in Hügelsheim, Plittersdorf und in
Söllingen, lagen die Reichstruppen in Überzahl. Was nur irgendwie für die
Truppen brauchbar erschien, wurde der Bevölkerung konfisziert. Die Klagen
der armen Bewohner gegenüber den Truppen nahmen kein Ende. Es
konnte kaum noch schlimmer kommen. Die Bewohner mußten zum
Schanzen ausrücken. Tausende Soldaten lagen sich beiderseits des Rheines
und der Linien gegenüber. Die Reichstruppen wurden durch Verrat aus den
Stellungen vertrieben. Als Höhepunkt ist neben der Ausplünderung des
Amtsgebietes die Vertreibung der Söllinger Bewohnerschaft aus ihren Hofplätzen
anzusehen. Die Franzosen errichteten ein weiteres Fort auf dem
Platz des Dorfes Söllingen. Die Einwohner zogen sich mit ihren Habseligkeiten
auf das Hochfeld zurück. Dort entstand die heutige Kirchstraße.
Durch den Friedensschluß 1714 mußten allerdings die Franzosen ihr „Fort
de Seiinge" wieder schleifen32.

Nachdem die Franzosen im Jahre 1707 die Stollhofener Linie erobert hatten
, befahlen sie die totale Niederlegung aller Befestigungen der Stadt.
Ihnen haben wir es zu verdanken, daß heute keinerlei Reste der über
1150m langen Stadtmauer mit insgesamt 10 Türmen mehr vorhanden
sind. 1712 schrieb der Amtsschreiber Heinrich Retzer (nicht ohne Hintergedanken
, denn er wollte dieses Stückchen als Viehweide für sich): „. . .
man soll nun doch die restlichen Steine der Torportale ausgraben, um das
Gelände als Pferdeweide nützen zu können33. . ."

Vereinigung mit dem Klosteramt Schwarzach 1732/1733

Waren die Markgrafen von Baden immer schon darauf aus, ihr „Kastvog-
teikloster" Schwarzach in ihr Staatsgebiet einzubeziehen, so schufen sie
nun gewissermaßen Tatsachen. Der Stollhofener Amtmann Louis Hornus
nahm auf Befehl der Regierung im Jahre 1733 seinen Amtssitz in
Schwarzach. Als Vorwand diente u.a. das wieder einmal durch Kriegshandlungen
zerstörte Amtshaus in Stollhofen. Zum anderen wollte die Regierung
durch das schon jahrelang schwebende Verfahren beim Reichskammergericht
wegen der Reichsfreiheit des Klosters ihren Machtschwerpunkt
endgültig zementieren.

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