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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 280
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vorzuweisen hat, ja wie sie erst im hohen Alter zu ihrer wahren Bestimmung
fand.

Dabei hatte alles nach einem ganz normalen Ablauf ihres Lebens ausgesehen2
. Am 26. Oktober 1714 als erste Tochter des Herzogs Leopold von
Arenberg und der Franziska von Pignatelli, Gräfin von Egmont, in Brüssel
geboren, gehörte sie von Abstammung zum europäischen Hochadel und war
folgerichtig dafür ausersehen, in einer geeigneten Verbindung für die Reproduktion
dieses Hochadels zu sorgen und damit seinen Fortbestand sichern zu
helfen. Dies ist keineswegs despektierlich gemeint, sondern entsprach der
Konvention der Zeit über die vermeintlich natürliche Bestimmung und die
Aufgaben der weiblichen Angehörigen dieser Gesellschaftsschicht. Verpflichtung
und Belastung zugleich, wie wir später noch sehen werden.

Eine umfassende und sorgfältige Erziehung war deswegen keineswegs
überflüssig, sondern gehörte zur Grundausstattung bei den weiblichen Angehörigen
des Hochadels. Schließlich waren sie ausersehen, nicht nur
schmückendes Beiwerk darzustellen, sondern im geistigen Zentrum der
höfischen Gesellschaften zu agieren. Grundlage und Ausgangspunkt für
die Erziehung Maria Viktorias bildete die katholische Religion, durchaus
in der frömmelnden, rheinischen Version; darüber hinaus allerdings erfuhr
die junge Prinzessin in Brüssel, auf den Schlössern ihres Vaters und an den
Höfen in Wien und Paris jene Ausbildung in den künstlerischen und musischen
Dingen, die für unverzichtbar gehalten wurde, lernte sie führende
Vertreter von Kunst und Bildung kennen und schätzen. Sinn und Zweck
dieser Ausbildung war nicht die individuelle Wissensaneignung als solche,
sondern sie hatte durchaus zur Absicht, den Prinzessinnen allgemein und
damit auch Maria Viktoria bessere Chancen auf dem europäischen Heiratsmarkt
zu eröffnen. Gegenseitiges Verständnis, Zuneigung oder gar Liebe,
alles Begriffe, die für uns gewöhnliche Zeitgenossen unabdingbar zum Ereignis
Heirat dazugehören, besaßen auf der Ebene des europäischen Hochadels
eher untergeordnete Bedeutung. Hier waren andere Kriterien maßgebend
, vor allem die Ebenbürtigkeit der Familien im Rang und Stand, die
Höhe der Mitgift, die damit zu erzielenden Zunahmen des Machtbereichs
und der eigenen ökonomischen Potenz. Allerdings überstieg das Angebot
bei weitem die Nachfrage, mußte auch eine geborene von Arenberg sicherlich
jede Gelegenheit ergreifen, sich auf diesem Markt zu präsentieren. Als
die knapp 20jährige im Sommer des Jahres 1735 den bekannten Badeort
Karlsbad besuchte, waren die unmittelbar folgenden Schritte bereits vorgezeichnet
. Dort traf sie mit August Georg, Sohn Sibylla Augustas und
Bruder des regierenden Markgrafen Ludwig Georg von Baden-Baden,
zusammen, der sich ebenfalls auf dem Heiratsmarkt tummelte und nach
einer geeigneten Verbindung Umschau hielt. Die noch im August ein-

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