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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 282
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Es erinnert nur vordergründig an den Stil der „Gloria-Romane", wenn ich
sage, daß die Ehe unter keinem „guten Stern" gestanden hat. Und damit
meine ich nicht das Verhältnis der beiden Ehepartner untereinander, über
das wir aufgrund mangelnder Quellen keine gesicherten Angaben machen
können, sondern ich spreche vom Erwartungsdruck, dem die beiden jungen
Eheleute vom Beginn ihrer Liaison an ausgesetzt waren. Denn unmißverständlich
und für jedermann offenbar bestand die Haupt-, ja vielleicht sogar
die einzige Aufgabe dieser Ehe darin, der katholischen Linie der Markgrafen
von Baden-Baden einen männlichen Erben zu schenken und damit
den Fortbestand des Geschlechtes zu sichern, das seit mehr als zweihundert
Jahren die sog. „Obere Markgrafschaft" besessen hatte. Der einzige
Sohn des regierenden Markgrafen Ludwig Georg aus seiner Ehe mit Maria
Anna von Schwarzenberg war 1733 gestorben, und die Chancen, daß aus
dieser Verbindung noch einmal ein männlicher Erbe hervorgehen würde,
standen schlecht. Im Interesse des Landes, vor allem jedoch der Dynastie,
mußte gehandelt werden.

August Georg, geboren am 14. Januar 1706, war ursprünglich für den
geistlichen Stand vorgesehen gewesen, in dem er schon als junger Mensch
die ersten erfolgreichen Schritte absolviert hatte. So war er 1720, im zarten
Alter von 14 Jahren, Pfarrektor in Ottersweier geworden. 1726, nach der
obligatorischen Bildungsreise nach Italien, wurde er Domherr zu Köln und
bereits zwei Jahre später Domdekan von Augsburg. Eine durchaus respektable
Karriere, die glänzende Perspektiven im geistlichen Bereich eröffnete
. Angesichts der Kinderlosigkeit seines Bruders hatte August Georg aus
Dynastieraison bei Papst Klemens XII. in Rom die Entpflichtung von seinen
geistlichen Funktionen erwirkt und auch durch päpstliches Breve im
September 1734 erhalten.

Bereits im August 1736 schien die Rechnung aufzugehen, ein männlicher
Nachkomme mit Namen Ludwig Joseph Maria erblickte das Licht der
Welt. Doch schon im März 1737 der Schock: Tod des Erbprinzen und
damit, was damals keiner ahnen konnte, des letzten Sprosses des mark-
gräflich-bernadinischen Hauses.

Dieses schmerzhafte, in der damaligen Zeit allerdings durchaus nicht ungewöhnliche
Ereignis - die hohe Kindersterblichkeit machte auch vor den
adligen Familien nicht halt -, scheint unauslöschliche Spuren in die Psyche
der Markgräfin eingegraben zu haben. Aus der zwar nie lebenslustigen,
jedoch durchaus weltoffenen jungen Frau wird binnen weniger Jahre eine
introvertierte, dem geistlichen Leben zugewandte und die katholische Religion
total verinnerlichende Person, die nur noch dann in die Öffentlichkeit
trat, wenn es galt, mit den Mitgliedern des an ihrem Wohnsitz in Baden-

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