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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 290
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den katholischen Religionsverwandten am kaiserlichen Hof in Wien, lediglich
umgeben von einer kleinen Schar ihr treu ergebener Diener und Hofbeamter
, resignierte Maria Viktoria nicht. Allerdings verlagerten sich ihre
Aktivitäten zunehmend in den karitativen Bereich, kehrte sie der politischen
Bühne mit all ihren Intrigen und Machenschaften den Rücken und
wandte sich mehr und mehr der praktischen Fürsorge vor Ort zu. Aus dem
bereits erwähnten Dualismus von sozialer Politik und sozialer Praxis blieb
ihre Wirksamkeit und ihr Einsatz für die Armen im Volke als beständigste
Komponente ihres Tuns übrig.

Schon 1777 hatte sie sich mit dem Gedanken getragen, zur Förderung des
Bildungsstandes der weiblichen Jugend in der Ortenau eine öffentliche Anstalt
einzurichten, in der die Mädchen Gelegenheit finden sollten, die für
ihre Bestimmung als zukünftige Hauß-Mütter und Erzieherinnen unabdingbaren
Kenntnisse zu erlernen. Ursprünglich war dafür Offenburg vorgesehen
gewesen. Bereits Ende der 70er Jahre allerdings schälte sich immer
mehr Ottersweier als zukünftiger Sitz der in Form einer Stiftung
organisierten Klosterschule heraus. Das von Maria Viktoria erworbene
Residenzhaus der Jesuiten wurde für knapp 10 000 Gulden umgebaut.
Unermüdlich drängte die bald 70jährige Markgräfin auf Realisierung des
Projekts, das in Rastatt seit 1767 einen durchaus erfolgreichen Vorgänger
aufweisen konnte10.

Als Kaiser Joseph II. am 22. Mai 1783 den Stiftungsbrief vom 25. März
des Jahres über die Gründung der Klosterschule zu Ottersweier mit gnädigstem
Wohlgefallen genehmigte, war dieses Werk auf feste finanzielle
Grundlagen gestellt. 60 000 Brabanter Gulden, was etwas mehr als 50 000
Rheinischen Gulden entsprach, bildeten den Stiftungsfonds, eine unvorstellbar
große Summe, wenn man bedenkt, daß der durchschnittliche
Tagesverdienst eines Tageslöhners bei 20-30 Kreuzer lag. Auf unsere heutigen
Verhältnisse umgerechnet, entspricht diese Summe dem Tagesverdienst
von 100 000 Arbeitern, geht also in den Bereich einer zweistelligen
Millionenspende.

Am 21. Oktober 1783 wurde die Schule in Ottersweier feierlich eröffnet.
Damit verfügte nicht nur die gesamte Ortenau über eine vorbildhafte Einrichtung
zur Förderung der Erziehung, nein auch die Gemeinde Ottersweier
konnte davon nicht nur in ökonomischer Hinsicht profitieren. Ordensfrauen
der Kongregation de Notre Dame (Augustinerchorfrauen) stellten
den Lehrkörper. Von den fünf aus Breisach angeworbenen Ordensfrauen
, andere Überlieferungen sprechen von drei Ordensschwestern aus Alt-
Breisach und zwei aus der Klosterschule in Rastatt", waren zwei vorgesehen
für die Erteilung des Unterrichts in einer weiblichen Elementarschule,

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