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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 297
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traf sich z. B. oft nachts mit einem maskierten Unbekannten („l'homme
masque"), der ihm wichtige Dokumente und Informationen gegen gute Bezahlung
verkaufte. Georgel rühmte nach der Rückkehr Rohans nach Wien
dessen glanzvolles Auftreten („sa brillante representation"), noch mehr seine
Herzensgüte und die Vorzüge seines Geistes.

Nachdem König Louis XV. am 10. 5. 1774 verstorben war, glaubten Rohans
Eltern, daß die Gegenwart ihres Sohnes am Hofe in Versailles notwendiger
sei als jemals zuvor, um die Voreingenommenheit der neuen Königin
Marie Antoinette zu zerstreuen. Sie hatten beim König für ihn um
Urlaub gebeten, der auch gewährt wurde.

Prinz Louis de Rohan verabschiedete sich am 30. 6. 1774 vom Kaiser und
der Kaiserin, die ihn in Gnaden entließen. Rohan verließ sein Haus in Wien
in der (vergeblichen) Hoffnung, wieder dorthin zurückzukehren. Sein
Freund Abbe Georgel wurde zum französischen Geschäftsträger „par inte-
rim" bis zur Ankunft des neuen Botschafters bestellt. Danach wurde auch
er abberufen. Nachfolger Rohans in Wien wurde sein erklärter Feind und
Widersacher, Baron de Breteuil!

Die Esterhäzy, eine ungarische Magnatenfamilie

Bevor hier über Rohans Besuch in Eszterhäza berichtet wird, erscheint es
angebracht, zunächst etwas über seine Gastgeber, die Familie Esterhäzy,
mitzuteilen.5 Sie ist eine der bedeutendsten hochadligen Familien der ungarischen
Geschichte.

Es gelang den Esterhäzys als Parteigänger des Hauses Habsburg im Verlaufe
mehrerer Generationen ein ungeheures Vermögen zu erwerben. Anfang
des 18. Jahrhunderts besaß Paul Esterhäzy schon Ländereien, die eine
Million Morgen überstiegen. Aber er vollendete nicht nur in materieller
Beziehung den Aufbau der Familienmacht, sondern auch in Hinsicht auf
den gesellschaftlichen Rang. Gleich seinem Vater erlangte auch er die
Würde des Palatins. Im Jahre 1687 wurde ihm der Titel eines Reichsfürsten
verliehen, dessen Erbrecht 1712 auf die erstgeborenen Söhne ausgedehnt
wurde. Palatin Paul residierte im Eisenstädter Schloß, das er in den
sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts neu erbauen ließ. Er selbst war
Künstler, Dichter und bedeutender Komponist. Sein Enkel Paul Anton
stellte 1761 Joseph Haydn als stellvertretenden Kapellmeister ein und fand
so einen Platz in der Musikgeschichte.

Im 18. Jahrhundert war die Familie Esterhäzy in zwei Hauptlinien geteilt,

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