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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 305
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Am 15. Juli stand eine Tragödie auf dem Programm; nach dem Souper
ergötzten sich die Gäste auf einer Lichtung, die von einem besonderen
Feuerwerk erhellt wurde, an einem Volksfest. Nach dem Glanz der fürstlichen
Residenz mußten dem vornehmen Gast auch Glück und Freude des
Volkes vor Augen geführt werden. Bessenyei spricht von etwa zweitausend
Bauern, die, dem Fürsten zujubelnd, mit Heidenlärm schmausten, tranken
und sich vergnügten. Es kann nicht mit Bestimmtheit behauptet werden, ob
der von Zorn von Bulach beschriebene Volksaufzug an diesem Abend oder
bei einer anderen Gelegenheit stattfand. Durch Bessenyei erfahren wir, daß
auch der nächste Tag mit einem Maskenball seinen Abschluß fand.

Am letzten Tag, dem 16. Juli, jagten die Gäste vormittags im „Thiergarten"
(Wildpark) auf Hirsche, nachmittags auf dem Neusiedler See auf Wildenten
. Abends wurden zwei Vorstellungen gegeben: Zuerst gaben Schauspieler
- vermutlich die Truppe Wahr - und nach ihnen ein Kinderensemble
je eine „Komödie" zum besten. Mit den Kindern dürfte die berühmte
Gesellschaft Berner gemeint sein, die damals oft in Preßburg auftrat23.

Baron Anton Joseph Zorn von Bulach, Rohans Begleiter, schildert Eszter-
häza wie folgt (Auszug)24:

„Am 12. Juli (1772) bin ich mit dem Prinzen (de Rohan) nach Eszterhäza25 in
Ungarn gefahren, 22 Meilen von Wien entfernt, einem Gebiet, das dem Prince
d'Esterhäzy gehört. Dieser ließ von Zeit zu Zeit die Pferde wechseln, suchte den
Prinz (de Rohan) in Wien auf und brachte ihn ebenso zurück. Bei jedem Umspannort
befand sich einer der Husaren, der vorauslief. Bei unserer Ankunft (in Eszterhäza
) standen die Grenadiere vor dem Schloß Spalier. Sie sind von erhabener
Schönheit. Er hat 150 in seinem Dienst, die von einem Hauptmann, einem Leutnant
und einem Unterleutnant befohlen werden. Jeder verdient 7 Kreuzer und
2 Pfund Brot täglich.

Während unseres Aufenthalts, der bis zum 17. (Juli) dauerte, gab der Prinz (Ester-
häzy) Feste und Erheiterungen jeder Art, Maskenbälle, Feuerwerke, herrliche
Festbeleuchtung, Märkte, er ließ mehr als 300 Bauernpaare aufziehen, die paarweise
gingen mit ihren Fahnen und ihren Musikbegleitern. Jedes Dorf kam einzeln
. Es ist in Ungarn Brauch, daß wenn man die Fahne hervorholt, die sich in jedem
Dorf befindet, ihr alle nachlaufen. Wir hatten auch eine Jagd auf den Damhirsch
und eine auf den Hirsch."

Prinz Louis de Rohan sagte über Eszterhäza „er habe hier Versailles wiedergefunden
"26.

In demselben Jahre 1772 komponierte Joseph Haydn in Eszterhäza seine
berühmte Sinfonie Nr. 45 in fis-moll, die sogenannte Abschiedssinfonie
und die „Missa Sancti Niccolai"27.

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