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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 312
(PDF, 147 MB)
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die etwa 95 Möbelstücke - beispielsweise Kanapee, Kommode, Büffet
und 30 nußbaumene Rohrstühle - konnten sich sehen lassen. An Porzellan
und Glas war ebenfalls kein Mangel; es gab sogar 10 Champagner- und
15 Burgundergläser. Die Küche war wohl versehen mit Geschirr aus Eisen,
Messing und Zinn. Im Stall standen zwei Pferde zu der ebenfalls vorhandenen
Kutsche, weshalb auch Stroh, Heu und Hafer eingelagert waren;
außerdem gab es einen guten Vorrat an Holz. Und im Keller lagen drei
volle Fässer mit Wein, zumal Elsässer und Sasbachwaldener, aus den
Jahren 1815 und 1818; sie faßten zusammen 40 Ohm, also rund 6000 Liter,
und wurden auf einen Wert von 293 Gulden geschätzt. Das Bar- und
Sachvermögen von Hieronymus Krieg belief sich somit auf insgesamt
14717 Gulden und 42 Kreuzer11.

Hieronymus war wahrhaftig, auch noch nach seiner Pensionierung, ein reicher
Mann - aber er hätte es eigentlich nicht sein dürfen. Er war ja Benediktiner
, also Mitglied eines Ordens, dessen Regel jegliches private Eigentum
verschmähte und verbannte und vom Haben oder Haben-Wollen als
einem „überaus schlimmen Laster"12 sprach; doch davon war schon lange
keine Rede mehr13. „Bei allem äußeren Glanz, der über den Klöstern
St. Benedikts während der Barockzeit gestrahlt hatte, gab es (...), besonders
gegen Ausgang dieser Epoche, vielerlei Erschlaffung, und der äußeren
Säkularisation war schon in manchen Abteien eine innere vorausgegangen14
." So auch in Schwarzach; das Kloster war seit vielen Jahren vor allem
durch Ärgernisse aufgefallen, und Hieronymus hatte dabei nicht immer
eine gute Figur gemacht.

Überhaupt war bereits die Bereitwilligkeit, mit der die Klöster sich säkularisieren
und ihre Insassen sich pensionieren ließen, ein deutliches Zeichen
des vorausgegangenen Verfalls. Zwar zogen viele Mönche von St. Blasien
das Exil in Österreich vor, und Ignaz Speckle, der Abt von St. Peter, hielt
weiterhin am Chorgebet fest, auch wenn er sich schließlich „ganz allein in
der Stille auf dem oberen Chor"15 befand. Eine solche Treue zur Sache lag
dem Abt von Schwarzach aber eher fern. Immerhin bedachte er die, deren
Abt er gewesen war, in seinem Testament: die ehemaligen Patres Ambrosius
, Augustinus, Basilius, Gallus, Gregorius und Plazidus mit je 50 Gulden,
die Brüder Martin und Meinrad mit je 25 Gulden. Ebenfalls je 50 Gulden
erhielten die Frauenklöster in Rastatt und in Baden-Baden.

Mit demselben Aufwand, mit dem Hieronymus noch seine letzten Lebensjahre
ausgestattet hatte, wurde er endlich auch zu Grabe getragen. Kreuz
und Fahnen trug man ihm voran, Inful und Stab (die eigens aus Lichtental
geholt wurden). Neun Ministranten und 22 Musikanten gehörten zu seinem
letzten Aufgebot und so viele Geistliche, daß sie in der Sakristei von zwei

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