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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 317
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Lichtenauer Auswanderer

in der Mitte des 19. Jahrhunderts (1830-1873)

Ludwig Uibel

Das Phänomen der Auswanderung hat seine letzte Ursache in der Naturgebundenheit
des Menschen. Als Naturwesen vermehrt er sich mehr, als
zur bloßen Erhaltung der Bevölkerungszahl erforderlich ist. Die Einwohnerschaft
einer Siedlung wird also bei ihrem Wachstum früher oder
später mit dem Nahrungsangebot, das ihr Lebensraum (z.B. die Gemarkung
) bietet, nicht mehr auskommen. Abhilfe schafft nur die Auswanderung
. Große Katastrophen, wie die Pest und lange Kriege, hatten denselben
Effekt. So beseitigte das große Sterben im Dreißigjährigen Krieg für fast
100 Jahre den Bevölkerungsdruck in Südwestdeutschland.

Die Haltung der staatlichen Behörden zur Auswanderung

Ablehnung durch die Herrschaft Hanau-Lichtenberg im 18. Jahrhundert

In der Lichtenauer Pfarrchronik (1749)1 erfahren wir, daß im Jahre 1738
Hans Jacob von der Weid nach Pennsylvanien ausgewandert sei: „Bald
nach dem neuen Jahr kam wieder hierher Hans Jacob von der Weid, ein
Zimmermann, welcher 11 Jahre zuvor mit noch einigen in Pennsylvaniam
gezogen war. Weilen er nun in ansehnlicher Kleidung erschien und die Güte
jenes Landes gewaltig herausstrich, auch dabei beschrieb die Freiheiten,
welche die Leute im selbigen Land genössen, hier aber dazumal die Leute
nicht nur ungemein mit Fahrdiensten geplagt worden, daß mancher 4-5
Tage in der Woche fronen mußte, sondern unser durchlauchtigster Fürst
noch einige 100 Söhne aus den 2 Ämtern zu Kriegsdiensten und endlich
von hier nach Pirmasens gezogen, dazu auch zur Unterhaltung derselben
über alle anderen Beschwerden auch ein starkes Monatsgeld gefordert, so
entstund ein großer Lärmen, daß viel mit ihm dahin ziehen wollen, das
aber die Herrschaft nicht zulassen (wollte) und ihnen alles mit Arrest belegte
, dessen aber ungeachtet, weil sie hier nicht viel zu verlassen hatten,
zogen bei Nacht davon: (Es folgt die Aufzählung von fünf Familien: Wohl-
fart, Rauh, Reichert, Kautz, Bertsch). Auch hat man bei 30 000 Seelen gerechnet
, welche aus dem Elsaß, der Schweiz, dem Breisgau und Schwaben
mitgezogen . . .".

Im Notjahr 1770 benutzten fünf Lichtenauer Familien mit zusammen
30 Personen die Gelegenheit, die ein kaiserlicher Kommissar in Offenburg
bot, und wanderten nach Ungarn aus. 16 Personen übersiedelten nach Pir-

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