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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 321
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Selbstversorger die Familie gut ernähren. Ein Kind bekäme aber als Erbe
gerade einen Acker. Das würde als Ernährungsbasis nicht ausreichen. Deshalb
meinte er: „Wogegen man dort für wenig Geld gutes Land kaufen und
sich reichlich ernähren kann". Der Ratschreiber ergänzte das Gesuch
Wahls mit dem bemerkenswerten Zusatz: „Dort in dem gesegneten Amerika
". Für einen Vollandwirt wie Johannes Vogt (sechs Kinder),
(1845/1015) stellte sich dasselbe Problem, nur noch dringender. Mit 3,2
Hektar plus Allmend konnte er die Familie ausreichend ernähren. Eines
seiner sechs Kinder aber könnte mit einem Erbe von 0,5 Hektar nicht mehr
auskommen. Ein typischer Fall unter den Auswanderern war Friedrich Liebig
(1854/966). Als Nagelschmied verlor er durch die industrielle Mechanisierung
der Nagelproduktion den Absatz seiner Ware, die für die Krämer
zu teuer war.

Politische Gründe

Eine beträchtliche Gruppe von Auswanderern stellten die enttäuschten
Revolutionäre von 184910. Von drei von ihnen existieren Auswanderungsakten
: 1. Andreas Bertsch (1851/926), Rotgerber und „Revolutionsbürgermeister
" von Lichtenau. 2. Jacob Hermann (1850/948). „Instruktor" bei
der Bürgerwehr. Die Akte des Letzteren wurde angelegt, obwohl Hermann
schon längst in Amerika war und Schulden hinterlassen hatte. Er wurde
„wegen böslichem Austritt aus dem Untertanenverband" zu 3% Abzug aus
künftigem Vermögen verurteilt. 3. Auch Jacob Eisenstein war „Instruktor
". Er hatte neun Kinder und fuhr mit ihnen auf Gemeindekosten in die
neue Welt.

Die Anziehungskraft der USA

Entsprach nun das Land der Sehnsucht über dem Atlantik den gehegten Erwartungen
? Obwohl der Lichtenauer Gemeinderat ohne Ausnahme die
Auswanderungswilligen in ihrem Vorhaben bestärkte, war das Bezirksamt
gesetzlich verpflichtet, von der Auswanderung abzuraten. Es tat das aber
nur bei denen, die ein ansehnliches Vermögen hatten, denn der Staat bedauerte
den Kapitalabfluß. Zitieren wir zur Veranschaulichung eines solchen
Verwaltungsaktes einen Passus aus dem Gesuch des Metzgers Jacob
Ludwig (1842/968), der bereits sechs Jahre in den USA (Macon, Georgia)
gearbeitet hatte.

„Man machte hierauf dem Joh. Jacob Ludwig eine dringende Vorstellung des Mißlichen
, welches eine solche Auswanderung auf das Ungefähr und nach einem so
entfernten, fremden Himmelsstrich, nach sich bringt. Allein er beharrte auf seinem

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