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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 323
(PDF, 147 MB)
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einem freien Entschluß. Aber wo der Mangel regiert, wird die Freiheit
klein geschrieben.

Wie zäh der Gemeinderechner seine Gulden zusammenhielt, wird aus zwei
Maßnahmen deutlich: Die 30 Gulden für die Geschwister Rohr wurden
durch den Verkauf von Faschinen der Kasse wieder zugeführt. Um die 150
Gulden Reisekosten der Witwe Kirschemann wieder hereinzubekommen,
verpachtete die Gemeinde das freigewordene Bürgerholz und das Bürgerlos
(37 Ar!) für 16 Jahre. Wegen der Reisekosten von 200 Gulden für die
Algerienfahrerinnen Hermann und Rohr (1844/979) wurde eigens eine
Bürgerversammlung einberufen. Alle anwesenden 130 Bürger genehmigten
die genannte Ausgabe.

Andere Kommunen gingen denselben Weg. In der Gemeinde Bühlertal
verließen am 9. Januar 1855 351 Personen ihren Heimatort, um auf
Gemeindekosten nach Amerika auszuwandern. Die Gemeinde hatte zur
Finanzierung der Überfahrt (nach New Orleans) ein Darlehen von 26 000
Gulden aufgenommen11.

Der Beginn in der Neuen Welt

Diese Beschreibung der Auswanderung nach Nordamerika wäre unvollständig
, wenn man nicht einer lobenswerten Erscheinung gedächte, welche
vielen die schmerzliche Trennung von der Heimat und das Fußfassen im
neuen Land sehr erleichterte. Es war der lebhafte und hilfsbereite Kontakt
der früh Ausgewanderten mit den später Nachkommenden. Man kann innerhalb
einer Familie oder Verwandtschaft direkt von „Quartiermachern"
sprechen. Ledige, unternehmungsfreudige, junge Männer zogen aus, gründeten
in kurzer Zeit eine Existenz und schrieben dann ihren jüngeren Geschwistern
, sie möchten zu ihnen kommen, wobei sie auch in vielen Fällen
das Reisegeld zur Verfügung stellten. Von den 95 ausgewanderten Familien
bzw. Einzelpersonen - entsprechend 95 Gesuchen - hatten nicht weniger
als 35 bereits Angehörige in den USA, die sie dort erwarteten. Bei vier
Familien forderten die ausgewanderten Kinder ihre alten Eltern auf, aus
Gründen der Altersfürsorge zu ihnen zu kommen, ja in zwei Fällen hatten
die Kinder ihren Eltern sogar eine Farm gekauft (M. Feßler, 1855/938 und
L. Duttweiler 1855/931, in Cincinnati). Damit war die Heimat nach Amerika
verpflanzt. In Ohio lebende Geschwister Frey ließen ihren geistesschwachen
Bruder Johannes Frey aus Fürsorgegründen mit Begleitung zu
sich kommen (1846/939).

Infolge der oben schon beschriebenen Vorarbeit der „Quartiermacher" war

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