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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 324
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durch deren amerikanischen Wohnort das genaue Reiseziel für ungefähr
ein Drittel schon bestimmt. Von fünf Auswanderern wissen wir, daß sie
sich in New York niederließen (4 Brüder Neßler, C. K. Zimpfer). Die rasch
anwachsende Stadt am Ende der Seereise bot sich natürlich an. Das hatte
seinen Grund in den siedlungsgeografischen Gegebenheiten. Oben wurde
bereits auf die Auswanderung von Lichtenauer Bürgern in den Jahren 1738
und 1749 hingewiesen. Diese führte damals nach Pennsylvanien als dem
neben New Jersey westlich von New York beginnenden Hinterland. 100
Jahre später war dieses Land besiedelt, so daß die Welle der Neusiedler
sich nun in den westlich benachbarten Staat Ohio ergoß. Dieses Land hatte
noch den Vorteil, daß es auch mit dem Flußdampfer von New Orleans aus
erreicht werden konnte. Die übrigen bekannten Zielorte lagen mit je einem
Interessenten in folgenden Staaten: Pennsylvanien, Tennessee, Georgia,
Washington D. C, Illinois, Texas. Mit Ausnahme der beiden letzteren
lagen alle diese Staaten im Osten der USA.

Die Reiseroute der Auswanderer ging über Straßburg nach Le Havre und
von dort mit dem Segelschiff nach New York (was für die meisten Lichtenauer
zutreffen dürfte), wie auch nach New Orleans, wohin z.B. die Bühler-
täler segelten (Reisezeiten 56 bzw. 76 Tage)12. Der Agent, der die Überfahrten
besorgte, war ein Mann mit Namen Hund aus Achern. Im Jahre
1871 bot eine Agentur in Kehl (Refuß) auch Fahrten ab Hamburg bzw.
Bremen an (Annonce im „Kehler Grenzboten").

Auswanderung nach Algerien - eine wenig attraktive Alternative

Nach diesen Betrachtungen über die Nordamerikafahrer wollen wir uns
jetzt den 10 Algerienauswanderern zuwenden (Salome Hermann, 3 Kinder,
Salome Rohr, 4 Kinder, 1844/979 und Jacob Zimmer, Bierbrauer,
1853/1009). Wie kamen diese überhaupt auf die vom allgemeinen Drang
abweichende Idee, sich Afrika zuzuwenden? Vermutlich waren es zwei
Gründe: Die zuständige französische Behörde in Colmar war leicht zu
erreichen, und der französische Staat bezahlte die Seereise ab Toulon.
Nachträglich betrachtet war es gut, daß es bei dieser kleinen Zahl von
Interessenten blieb. Denn das, was wir über die Algerienfahrer wissen, hat
so viele negative Aspekte, daß man, von heute aus betrachtet, jeden bedauern
muß, der diesen Weg ging. Nicht ohne Grund hat Hermann Baier, der
in einem umfassenden Aufsatz das Schicksal der badischen Auswanderer
nach Algerien beschrieb, seiner Abhandlung die Überschrift „Badische
Gräber in Algerien" gegeben13. Die wenigsten der Siedlungswilligen bekamen
eine Siedlerstelle zugewiesen. In der Regel mußten sie sich in den
Städten als Lohnarbeiter verdingen. Die ungewohnte Hitze im Sommer

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