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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 326
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Einige Zahlen der Tabellen bedürfen noch einer analytischen Erläuterung:
So kommt das Maximum der Emigration von 1854 vor allem dadurch zustande
, daß in der Zahl 73 auch die vier Familien mit 34 Kindern enthalten
sind, die auf Kosten der Gemeinde auswanderten. Ebenso ist die Zahl für
1844 relativ hoch, weil darin vier Familien mit zusammen 24 Kindern enthalten
sind16.

Die Einwohnerzahlen von Lichtenau

Es bleibt noch die Frage zu beantworten, wie sich die Auswanderung auf
die Einwohnerzahl von Lichtenau ausgewirkt hat. Wir wollen diese Ubersicht
anhand einer Tabelle17 gewinnen:

1813 1848 1849 1852 1855 1861 1864 1871 1875 1880 1890
960 1294 1243 1177 1066 1165 1229 1249 1299 1304 1146

Im Jahre 1813 zählte man in Lichtenau 960 Einwohner. 1848 war diese
Zahl um über 300 Seelen angestiegen, trotz registrierter Auswanderung
von 94 Personen. Das bedeutete einen Anstieg von 35% in 35 Jahren oder
im Jahr einen mittleren Zuwachs von 0,9%. Rechnerisch hätte das in
80 Jahren eine Verdoppelung der Bevölkerungszahl zur Folge gehabt (ohne
Auswanderung bereits in 70 Jahren). Nur durch die Errichtung einer Seidenweberei
durch die Gebrüder Bleuler18 konnte damals in Lichtenau der
soziale Notstand verhindert werden. Die wichtigsten Ursachen des angeführten
Bevölkerungswachstums waren der medizinische Fortschritt und
das verbesserte hygienische Bewußtsein der Leute (z.B. Seifengebrauch),
wodurch die Säuglingssterblichkeit zurückging. Es gehört zu den Para-
doxien jener Zeit, daß eine an sich erfreuliche Entwicklung die Not für
viele unerträglich machte. Eine weitere Ursache speziell für Lichtenau war
eine verstärkte Zuwanderung. Diese ist erkennbar an 21 Namen von Auswanderern
, die vor 1800 noch nicht anzutreffen waren19. Das bedeutet, daß
viele Neuzugezogene in Lichtenau nicht heimisch geworden sind und
wieder wegzogen, diesmal aber über den Atlantik.

Während des Revolutionsjahrs 1849 (Stichtag 1. Dez.) sank die Einwohnerzahl
um 51 Köpfe. Wir dürfen annehmen, daß es sich bei den 51 Personen
um nicht registrierte Auswanderer handelt (Aktenlücke!), um junge
Leute, die nichts zu verlieren hatten und enttäuscht vom Ausgang der Revolution
das Land verließen. Ausgehend von der schon früher errechneten
Zahl von 281 Emigranten dürfen wir also annehmen, daß demnach die Gesamtzahl
der Auswanderer in dem behandelten Zeitabschnitt weit über 300
liegen dürfte.

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