Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 327
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0327
Verursacht durch die forcierte Auswanderung bis Ende 1854, war die Einwohnerzahl
Ende 1855 auf 1066 Personen abgesunken, um aber in den folgenden
20 Jahren infolge der starken Abnahme der Emigration im Jahre
1875 wieder die genaue Zahl von 1848 zu erreichen. Schon in der Mitte
der 60er Jahre hörte die Auswanderung praktisch auf. Die immer stärkere
Industrialisierung und die Reichsgründung mit der nachfolgenden „Gründerzeit
" gaben ausreichende Existenzmöglichkeiten, um die Leute im Land
zu halten20.

Die Lichtenauer Auswanderung im Zahlenvergleich mit den Ergebnissen
der Auswanderungsforschung der südwestdeutschen Landesgeschichte

Es ist zu vermuten, daß die Auswanderung aus anderen Dörfern und Städten
Badens bzw. Südwestdeutschlands (Baden, Württemberg, Pfalz, Rhein-
hessen) ähnlich verlief wie die aus Lichtenau. Die Ergebnisse der landesgeschichtlichen
Forschung bestätigen das und geben den großräumigen
Rahmen, in dem das lokale Geschehen ablief.

Wenden wir uns zuerst der Bevölkerungsentwicklung vor und nach der
Jahrhundertwende zu. So betrug die Wachstumsrate in Südwestdeutschland
um 1800 im Mittel 0,6%, im Zeitabschnitt 1800-1849 0,7% im Jahr, was
insgesamt einen Zuwachs von 42% ausmachte. Hier lag Lichtenau mit
0,9% über dem Durchschnitt21. Die Bevölkerungszunahme ergibt sich -
wenn wir von der Binnenwanderung absehen - aus der Geburtenzahl (Gebürtigkeit
) und der Sterblichkeit, deren wirksamster Bestandteil die Säuglingssterblichkeit
ist. Die Geburtenzahl war in Südwestdeutschland allgemein
hoch. Doch wurde das Bevölkerungswachstum durch die hohe Säuglingssterblichkeit
von 35^0% in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in den
angegebenen Grenzen gehalten22. Das überdurchschnittliche Wachstum in
Lichtenau kann zurückgeführt werden auf die geringere Säuglingssterblichkeit
von 20% (Mittel von 1800-1830 mit fallender Tendenz: 23-17%),
die fast nur halb so hoch war wie der südwestdeutsche Durchschnitt23 und
auf den verstärkten Zuzug ab 1827 durch die Gründung der Seidenweberei
Bleuler233 zurückzuführen ist.

Die Bevölkerungszunahme nach der Jahrhundertwende war auch das Ergebnis
der Freigabe der Eheschließungen durch das neue Zivilrecht in den
Rheinbundstaaten. Ein badisches Gesetz vom 15. 2. 1851 führte die
Heiratsbeschränkung wieder ein (25 Jahre Mindestalter, genügendes Einkommen
, 100-200 Gulden Vermögen) in der Absicht, das Wachstum zu
erniedrigen24.

327


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0327