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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 329
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diejenigen, die auf Gemeindekosten in die USA expediert wurden (Bühlertal
, Lichtenau!). Mit den Abschiebungen wollten die Gemeinden „die
Armen und Aussichtslosen, die wirtschaftlich und sittlich Verkommenen
oder wenigstens Bedrohten, die Proletarier, die Mißvergnügten und
Gefährlichen" los werden34. Wie in der Chronik von Bühlertal vermerkt
wird, traf von diesen Ausgewanderten nur spärlich Nachricht ein und hörte
bald ganz auf. Das dürfte ein Anzeichen dafür sein, daß die meisten von
ihnen sich als zwangsweise Verbannte fühlten und keineswegs dankbar
waren für die ihnen gebotene neue Chance35.

Für die Fleißigen und Unternehmungslustigen fand sich in den USA reichlich
Arbeit. Allerdings mußte man dort arbeiten, denn es gab keine öffentliche
Unterstützung. Für einen, der sich nichts zutraute, war das keine Perspektive36
.

Nachdem im 18. Jahrhundert die Auswanderung teilweise gegen den Willen
des Staates erfolgt war, stand ihr die badische Regierung bis 1840
gleichgültig gegenüber, dann erwachte deren Interesse mehr und mehr, bis
sie im Juni 1847 sogar eine Denkschrift verfaßte, in der sie die staatliche
Lenkung und Aufsicht der Auswanderung vorschlug37.

Die Auswanderung war ökonomisch wirksam, indem sie das Arbeitskräftepotential
abbaute, die Lebenssituation der Arbeitskräfte verbesserte und
dadurch indirekt die Investitionsbereitschaft der Unternehmer förderte.

Nach 1855 war die Emigration zu Ende38. Die sich laufend vermehrende
Zahl der Gewerbebetriebe war jetzt in der Lage, der wachsenden Bevölkerung
Existenzmöglichkeiten zu bieten und die Auswanderung überflüssig
zu machen.

Anmerkungen

1 Lichtenauer Pfarrchronik, Jahrgg. 1749. Die Pfarrchronik wird im evangelischen
Pfarramt Lichtenau aufbewahrt.

2 Pfarrchronik, Jahrgg. 1771.

3 Wie Anm. 1 und Johannes Beinert, Geschichte des badischen Hanauerlandes unter
Berücksichtigung Kehls, Verlag Mörstadt, Kehl 1908, S. 295.

4 Pfarrchronik, Jahrgg. 1817.

5 Staatsarchiv Freiburg (STAF), Abt. 358, Zugg. 1912/223, 918-1016. Neue Signatur:
Amtsbezirk Kehl, Repertorien 713/8 und Hermann Baier, Schwierigkeiten der Auswanderungsforschung
. In „Mein Heimatland", Jahrgg. 1937, S. 24 ff. Herausgegeben
von Hermann Eris Busse.

6 Rechtskatechismus für das badische Volk, die Gesetzgebung Badens systematisch zusammengestellt
. Band L Verlag: Masse'sche Buchhandlung, Karlsruhe 1827.

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