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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 340
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Dazu paßt weiterhin, daß die Flößer einen guten Schluck keineswegs verschmähten
. Schon die alte Schifferordnung machte den Versuch, hier einen
Riegel vorzuschieben, indem sie die „schlafftrunkh als ein Überfluß und
unnöttige füllerey"19 verbot. Hansjakob kannte noch die „Logel", ein längliches
Fäßchen, das bei der Abfahrt des Floßes mit Wein gefüllt und unterwegs
immer wieder nachgefüllt wurde; und der Rückweg, den die Flößer
ja zu Fuß zurücklegten, führte dann an einigen Wirtschaften vorbei oder
eher durch sie hindurch. „Die schönste Fahrt alljährlich war die letzte - um
Martini. Nach dieser Fahrt bekam ein jeder der braven Männer, die seit
Frühjahr so manche Todesfahrt gemacht, nach der Flözerzeche von der
Wirtin zum Abschied einen Strauß auf den Hut, die Schiffherren ließen sie
auf ihre Kosten heimführen und an allen Stationen das Kinzigthal hinauf
erhielten sie von jedem Wirt, bei dem sie während der Fahrzeit eingekehrt,
einen Freitrunk. - Das war eine Flözerleistung, von Willstätt bis Wolfe,
12 Wegstunden weit, sich durchzu-trinken. Die Flößerknechte selbst hatten
das Sprichwort: ,Nach der letzten Fahrt giebt's a Strüßle und a Rüschle.'"20
Zwar meinte ein anderer Autor, er könne die Flößer „mit gutem Gewissen
gegen das vielverbreitete Vorurtheil in Schutz nehmen, als ob unter ihnen
ein besonders starker Hang für geistige Getränke ausgebildet sei. Abschreckende
Beispiele kommen hier wie in allen Berufsständen vor, aber
man berücksichtige, daß das Gewerbe mehr als andere Durst erzeugt, und
ein Flößer, vermöge seiner immerwährenden Beschäftigung in freier Luft,
auch mehr als Andere vertragen kann!"21 Aber die Leugnung dieser Neigung
zum Trunk lief, wie sich zeigt, dann doch auf deren Rechtfertigung
hinaus.22

Neben dem Trinken kam auch das Essen nicht zu kurz - auch wenn sich
die einzige, dafür aber um so besser genutzte Gelegenheit erst am Ende der
Reise bot. „Zu einem richtigen Flößeressen gehörten: Nudelsuppe, Rindfleisch
mit Meerrettich; Schinken oder Schweinebraten mit Sauerkraut;
Saueressen mit Küchle; eingemachtes Kalbfleisch mit Gugelhupf; Kalbsbraten
mit Salat."23 Die Rheinflößer gingen, auf dem Rückweg, nach
Rheinhausen in die ,Sonne', nach Oberhausen in die ,Rose' und so weiter;
später nahmen sie lieber die Bahn bis Muggensturm, von wo sie aber ohne
Aufenthalt nach Otigheim in den ,Deutschen Kaiser' zogen, wo es die
größten Portionen vom Schweizerkäse gab. „Sie taten das mit der scherzhaften
Begründung: der Stichpfahl muß einmal gesetzt werden!"24 Die
Murgflößer aus Ottenau logierten im ,Anker', die aus Hörden in der
,Sonne' in Steinmauern; ihren Rückweg unterbrachen sie zum ersten, aber
kaum letzten Mal im ,Hirschen' oder ,Schwanen' in Niederbühl. Die
Kinzigflößer kehrten regelmäßig etwa in Willstätt im ,Adler', in Haslach
im ,Adler', in Schenkenzell in der ,Sonne', in Schiltach wieder im ,Adler',
im ,Engel' oder ,Ochsen' ein; die Schiltacher selber fuhren bis zum Rhein

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