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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 342
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hinunter, „und noch heute weiß man in Willstätt und Kehl vom Hunger
und Durst und auch von der Derbheit der Kinzigflößer zu erzählen."25

Diese Trink- und Eßlust fügt dem Bild des unverwüstlichen Flößers nur
noch einen Zug hinzu. „Es ist ein kräftiger, behender Menschenschlag,
dem man wohl ansieht, daß der Flößerberuf Gesundheit erfordert, aber
auch Gesundheit erhält. (. . .) Die eigentlichen harten Tage des Flößers
fallen in das Frühjahr und Spätjahr, wo er häufig eisigen Schauern schutzlos
preisgegeben ist, und der nächtliche Aufenthalt in Bretterhütten, trotz
reichlicher Heizung, nicht zu des Lebens Annehmlichkeiten gehört; da
wird die Gesundheit der robustesten oft auf eine harte Probe gestellt, aber,
Gott sei Dank, der Mensch gewöhnt sich an Vieles, und die Zugigkeit des
Gewerbes verhindert nicht, daß der Gesundheitszustand der Flößer beinahe
sprichwörtlich ist und, vergleichsweise gegen städtische Bevölkerung, eine
verhältnißmäßig sehr große Zahl von ihnen ein recht hohes Alter
erreicht."26 Aber dieses Bild täuscht wohl ein wenig. Die Flößer waren nur
deswegen so durchweg stark, weil die Flößerei nur die Starken auslas und
übrigließ; denn es gab immer die Gefahr, entweder zu verunglücken oder
aber, infolge der Arbeit am und im kalten Wasser, zu erkranken.27

Dem Köhler - von dem hier, wie in der Wirklichkeit, immer weniger die
Rede war - erging es insofern nicht besser, als aus der Arbeit im stickigen
Rauch des schwelenden Meilers, dem Umgang mit Ruß und vor allem mit
Teer manche Krankheiten entstanden, nicht zuletzt Krebs.28 Flößer und
Köhler trieben Raubbau nicht nur am Wald, sondern auch an sich selber;
und das war dann die andere Seite der Medaille.

Was die Medaille zeigte, war, auch wenn es nicht mehr so gut sichtbar ist,
ein Doppelbildnis; das Bild zweier Waldleute, die dennoch so verschieden
waren wie die Elemente, denen sie verbunden waren, von denen sie lebten
und an denen sie nicht selten starben: so verschieden wie Feuer und Wasser.

Anmerkungen

1 Wilhelm Hauff, Das Wirtshaus im Spessart. In: W.H., Werke Bd. 2. Hrsg. von Bernhard
Zeller. Frankfurt a.M. 1969, S. 194-335; hier S. 220-222.

2 Vgl. Hans Brückner, Geschichte der Bewaldung und der Waldnutzung des Schwarzwaldes
. In: Alexander Schweickert (Hrsg.), Südbaden (= Schriften zur politischen Landeskunde
Baden-Württembergs Bd. 19). Stuttgart 1992, S. 192-223; hier S. 206-211.

3 Vgl. Johannes Werner, „Du Müller, du Mahler, du Mörder, du Dieb!" Berufsbilder in
der deutschen Literatur. München 1990.

4 Ein seltenes und seltsames Beispiel ist die Sage, „das die Hertzogen von Zeringen vor
zeitten Köler seind gewesen / unnd haben ir wonung gehabt in dem gebirg / unnd den

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