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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 359
(PDF, 147 MB)
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lenkt von der ganzen Gemeinschaft, oder die Kinder lernten beim Hüten
Gesangsbuchverse und Gedichte auswendig.

„Do het mer am Disch miesse lehre un nebe dra sin die andere ghockt un
hen Krach gmacht. No het mer dert na ghorchet un wo mer in d'Schuel
kumme isch, het mer nix kenne. " (M, BK)

„Mer het manchmol miesse s'Gsangbuech oder e Buech halt, wo mer drin
lehre het miesse, mitgnumme in Wald, zuem Hiete un het, neben em Hiete
het mer miesse lehre." (F, BK)

Die Schulferien richteten sich nach den landwirtschaftlichen Arbeitshöhepunkten
.

„ Wenn halt d'Erbet war, do hen sie au die Ferie gmocht." (F, BK)

Viele Kinder hatten einen langen Schulweg. Sie waren bis zu einer Stunde
zu Fuß unterwegs. Im Winter stapften sie durch hohen Schnee.

„ Un wenn 's Schnee ghoe het. Do isch als de Rock oegfrore, vor luder
Schnee." (F, BK)

In der Schule erlebten die Kinder oft dieselbe Härte wie zu Hause. Sie waren
Pendler zwischen zwei Welten. Zu Hause zu körperlicher Arbeit getrieben
in einer wortkargen Welt des Dialekts, die allem Neuen skeptisch gegenüberstand
. In der Schule zum konzentrierten Stillsitzen gezwungen,
zum Lesen, Schreiben, Rechnen, Auswendiglernen.

„In diesen ganzen Interessenkreis der ländlichen Familie paßt nun die
Schule mit ihren neuen, ganz andersartigen Gedanken gar nicht hinein, und
somit findet diese Kultureinrichtung in weiten ländlichen Kreisen eine Ablehnung
. Wohl muß das Kind lesen, schreiben und rechnen lernen, denn
das wird für die Wirtschaft gebraucht, aber alles andere dient nur dazu, das
Kind seiner Hauptbeschäftigung im Hause zu entziehen."19

Zu Hause wird das neuerworbene Wissen nur bedingt anerkannt.

„Lese un schriebe, jo des muß mer kenne, het de Vader als gsait. Aber us-
wendig lehre, des isch unnötig. Des vergißt mer widder. Wege dem het mer
Biecher."

Sie sollten hochdeutsch sprechen und sich zu abstrakten Sachverhalten
äußern, was ihrem Alltag vollkommen fremd war.

„Es soll in der für unsere Kultur üblichen abstrakten Art Sätze bilden und
sprechen lernen, während es bisher in so einfacher gegenständlicher Art

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