Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 366
(PDF, 147 MB)
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der Eltern konnte aber auch lauten, einen Faden um den Zahn zu binden,
das andere Ende an den Türgriff und dann die Türe zuzuschlagen.

„Krank were het mer net derfe. Mer isch natierli au mol krank wore. Mer
het emol s'Zahnweh gha oder s'Halsweh. Aber des isch mit Hausmittel
gheilt wore. Do isch mer net zuem Dokter." (M, BK)

„S'Zahnweh han I als viel ghoe in de Klein Schuel. Do het's als gheiße,
moch e Fade an de Zoehn un schlag Dier zue." (F, BK)

In den Schlafkammern der Kinder standen oft mehrere Betten. Auch
schliefen zwei Kinder in einem Bett. Im Winter war es in den ungeheizten
Kammern eiskalt.

„Do sin manchmol e Woch long sin d'Fensterschiebe net ufgfrore. Oh, do
war's als kalt. Aber mir sin halt under Decke nunder gschlupft. Hen enon-
der warm gai. " (M, BK)

Kinderfreude und Kinderleid

Die Kinder lernten hart gegen sich selbst zu werden. Sie wurden nicht verhätschelt
und nicht bedauert.

„Mir sin ebe roh ufzoge wore, allgemein. " (M, BK)

Sie wuchsen in Angst vor Strafe und Strenge auf und erfuhren wenig Liebe
und Nachsicht. Dabei war meistens der Vater der strengere Elternteil. Er
gab Anordnungen und erwartete Gehorsam. Eine Annäherung an den Vater
wurde durch Angst vor Autorität verhindert. Die Mutter war meist diejenige
, die ausgleichend wirkte und an die die Kinder sich mit ihren Bitten und
Wünschen wendeten.

„An d 'Mueder hat mer sich schon ran getraut. Aber an de Vader net, het
mer sich net in e Gspräch vermischt. Einfach war des e hartes Zusamme-
sein." (F, BK)

So wuchsen eingeschüchterte Kinder heran, die wenig Selbstvertrauen entwickelt
hatten. „Eine Folge der autoritativen Erziehung ist die Unselbständigkeit
des Bauernkindes und sein Mangel an Selbstgefühl und Selbstvertrauen
."23

Zu große Strenge führt zur Notlüge und zu kleinen Befreiungsversuchen
mit schlechtem Gewissen. So wußten die Kinder schon sich ihre kleinen
Freiheiten zu nehmen. Sie gingen zum Nachbarn, um außer Sichtweite zu

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