Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 370
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0370
Offenburger Graduale des 14./15. Jahrhunderts in der
Stiftsbibliothek des Benediktinerklosters Engelberg
(Schweiz) entdeckt

Martin Ruch

Das Benediktinerstift Engelberg (gegr. 1120) im schweizerischen Kanton
Unterwalden-Obwalden, etwa 50 km von Luzern und hoch in den Bergen
gelegen, besitzt eine bedeutende Bibliothek. Darin untergebracht ist auch
eine Sammlung von Handschriften seit dem Mittelalter.

Diese Sammlung beginnt mit einem Codex, der im Katalog sämtlicher
Handschriften der Stiftsbibliothek folgendermaßen beschrieben wird1:

„Graduale cum notis musicis, continens Proprium de tempore, de Sanctis,
Ordinarium missae et Sequentias". Also: Der große Foliant beinhaltet
zunächst ein Graduale mit Noten, eine seit dem 12. Jh. übliche Bezeichnung
für das liturgische Buch mit den Gesängen der Messe (Liber gradua-
lis). Proprium ist jener Teil darin, der die Formulare enthält, die an gewissen
Tagen oder Festen gebetet oder gesungen werden. Es gibt die Gesänge
für die Sonntage (Proprium de tempore) und die Gesänge für die besonderen
Heiligenfeste (Proprium de sanctis).

381 großformatige, beidseits beschriebene Pergamentblätter (50x36 cm)
sind zwischen zwei mit geprägtem Leder bezogenen Holzdeckeln zusammengebunden
. Auf fast jeder Seite sind mehrere Buchstabeninitialien zu
sehen, viele davon zusätzlich verziert mit grotesken Männergesichtern, bei
denen besonders gewaltige Bärte oder skuril nach unten oder oben verbogene
Nasen den Betrachter faszinieren und erheitern. Eine schon auf den
ersten Blick originelle Malschule stellt sich hier vor.

Der Codex trägt in der Stiftsbibliothek die Nr. 1 aus einem pragmatischen
Grund: er ist der größte der Engelberger Sammlung und wird deswegen
schon immer besonders verwahrt, nämlich unten im Bücherschrank,
wo für ihn am meisten Platz ist. Von dort aus beginnt die Zählung nach
oben.

Die wichtigste und wertvollste Handschrift ist das Graduale für Engelberg
übrigens nicht (da besetzen die einzigartigen Bücher der Engelberger Malschule
aus dem Hochmittelalter den ersten Platz mit ihrer unverwechselbaren
künstlerischen Handschrift), wohl aber nun für Offenburg, für dessen
frühe Stadt- und Religionsgeschichte der Fund dieses Codex von Bedeutung
sein dürfte. Denn:

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