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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 383
(PDF, 147 MB)
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werke in Harmonie mit der umgebenden kirchlichen Architektur. „Sie ermöglichen
die Kommunikation des Gläubigen mit dem Sinngehalt des Gesamtwerkes
und des Kultbildes, als „Verlängerung des Dogmas . . . des Sakraments
als Heilswerk" (R. GUARDINI). Dieses Ziel wird noch durch die
Einheitlichkeit jedes einzelnen Bildes verdeutlicht. Sie ergibt sich aus den
Details, den Linien und den Farben, die im Einklang mit dem Inhalt und der
Komposition des Dargestellten stehen. Damit soll das Einfühlungsvermögen
des Betrachters gefordert werden. Die geometrische Struktur der Szene -
überprüft anhand einer über das Werk ausgelegten Transparentfolie in Originalgröße
- bildet die nördliche Perspektive (PANOFSKY) und die Dürerische
Einheitlichkeit des Raumes, welche die formelle und die koloristische
Organisation der Bilder inszeniert. Manchmal dienen beide der Demonstration
der Glaubenswahrheiten. Daran erkennt man einen mittelalterlichen Zug
der Kunst des Lautenbacher Malers, die noch streng der Kirche dient. Seine
Anhänglichkeit an eine gewisse friedvolle Milde der sonst Dürerischen Formen
könnte auch als ein retrospektiver Zug seines die Andacht erweckenden
Stils angesehen werden. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich in der Straßburger
Bildhauerei Ende des 15. Jahrhunderts, die auf die Tradition des „weichen
Stils" des mittleren 15. Jahrhunderts zurückgreift15.

Es ist schwierig, in der Malerei zu erkennen, was einer formalen Vergangen-
heitsbezogenheit zuzuschreiben und was als typisch für den Straßburger
Zeitstil zu betrachten wäre, der, ab 1500 durch den Donaustil beeinflußt, mit
seinen weichen, sanften Formen bei vielen Künstlern noch lange
nachwirkte16. Nennen wir als Beispiele Conrad Weiss, den Meister WS. mit
dem Malteserkreuz, einige Baldung-Schüler: Nikolaus Krämer und Johannes
Wechtlin. Man kann hinzufügen, daß die „suavitas" bis zu Erasmus, einem
ihrer Bewunderer, das Sanftmutsideal der Mystiker (besonders der Prämon-
stratenser) blieb, ja, daß sie auch zum Idealbild des „guten Prinzen" gehörte,
führte sie doch Wimpheling, Hauslehrer des Pfalzgrafen-Sohnes Philipp,
diesem als eine der wichtigsten Tugenden für sein zukünftiges Amt vor17.

Unsere Forschung hat uns dazu gebracht, am Beispiel der Werke des Lautenbacher
Malers, uns von manchen zu kategorischen Standpunkten zu
distanzieren, zumal von der These der ihre ursprünglichen liturgischen
Funktionen einbüßenden Wandel- bzw. Repräsentationsaltäre am Ende des
15. Jahrhunderts. So bestätigt sich die These B. DECKERS18 anhand unserer
Beispiele nicht. Demzufolge war der „Ausstellungswert" (W. Benjamin)
des geschnitzten mittleren Kultbildes (das außerdem oft retrospektive Züge
des „reinen", sakralen, authentischen Stils der „schönen Madonnen" übernahm
) vorrangig, konnte am besten konkurrieren einerseits mit der
Authentizität der immer mehr verdrängten Reliquien, andererseits mit den
immer populärer werdenden Andachtsbildern. So war der rein formelle, re-

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