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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 396
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An den Werken des Lautenbacher Malers kann man ablesen, wie die
Kirche sich des Realismus der neuen Formensprache bediente, dabei die
„Vision des Sakralen", die die Bilder unseres Malers zu sein beanspruchten
, in eine rationale, vom Alltäglichen geprägte Weltanschauung integrierte
. Durch die Perspektive sollte außerdem der gebildete Zuschauer zum
Subjekt des Sehens - auch im Sinne von Vision - werden. Die Rhetorik
der Bilder bei unserem Maler spielt eine zentrale Rolle in der Vermittlung
der Dialektik des Heiles, das sowohl ikonographisch als auch formell rational
und einfühlsam demonstriert wird. Das sollte dem Betrachter helfen,
sich der kultisch-liturgischen Funktion des Bildes zu unterstellen: das Bild
als Begriffserweiterung des Altares und des Mysteriums.

Die Ergebnisse der Analyse der Werke unseres Malers stimmen mit denen
anderer ikonologischer Forschungen überein, die sich mit Andachtsbildern,
Flügelaltären des deutschen Spätmittelalters beschäftigen, wie Arbeiten von
H. BELTING, E.B. GARRISON, R. BERLINER, R. HAUSSHERR, E.M.
VETTER, H. MÖHRING, B. WELZEL22 u.a. So wurde es auch möglich,
die verschiedenen Werke des Lautenbacher Malers in die von PANOFSKY23
zuerst erkannten Bildkategorien einzuordnen - historia, imago, Repräsentationsaltar
, Andachtsbild, die manche der vorgenannten Kunsthistoriker neu
definierten. Fast alle Bilder des Lautenbacher Malers gehören mehreren
Bildkategorien zugleich an und übernehmen dementsprechend verschiedene
Funktionen (und Formen): didaktische, kulturell sakramentale, devotioneile,
liturgische. Die Altäre unseres Malers erhalten ihre Bedeutung - sei sie formell
, ikonographisch, funktionell - aus dem Ritus, den biblischen Lektüren zu
den verschiedenen Zyklen des liturgischen Jahres, dem Dogma der Kirche,
der Spiritualität der Orden, den Laienandachtspraktiken jener Zeit, als die
Gläubigen das, was sie glauben sollten, in Bilder umgesetzt sehen wollten:
das Bild als eine didaktische, Einfühlung erweckende Demonstration des Heils.

Was sich derart als Instrument in den Händen der Institution, nicht minder
aber als ein Medium der Kommunikation mit dem Göttlichen und mit dem
Inhalt des Kultes anbot, macht verständlich, wie die Altäre

- der von Hochhausen (Taf. 6) oder

- der Schmerzensaltar (Taf. 9) - der Osterliturgie, den Wallfahrten zu den
Reliquien der Hl. Notburga und der Jungfrau Maria dienen sollten,
während sie zugleich die Auftraggeber zur Privatandacht anregten.

- Es erwies sich auch, daß der Müllenheimer Altar (Abb. 4) der Straßburger
Kartause gedacht war als materielle und visionelle Unterstützung
zur Feier der Toten- und Krankenmesse und der Eucharistie, die ganz
vom Herz-Jesu-Kult geprägt war.

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