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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 399
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ausgebildet worden, vielleicht bei dem mutmaßlichen Lehrer des jungen, auf
Wanderschaft in Straßburg weilenden Dürer, d.h. beim Meister des
Dominikusaltares (tätig in Straßburg um 1505-1525, der 1502 schon die
Apokalypse Dürers nachbildete30). Wie die erste Generation der Dürer-
Schüler, die unter dem Einfluß Schongauers stand, wie Dürer selbst auch,
hat unser Maler Kenntnis von den niederländischen Vorlagen besessen (von
Dierik Bouts und Petrus Christus, Schüler des Jan van Eyck und Rogier van
der Weyden), ins Elsaß vermittelt von Martin Schongauer oder gar Kaspar
Isenmann. Wie der junge Baidung ist er Erbe mancher menschlichen Typen,
Kompositionselemente, Schongauerscher Schemata, die die intime Konzentration
der Szenen im Vordergrund begünstigen, schließlich mancher Landschaftselemente
und der „schönen Linie" des „hübsch' Martin".

Von den Elementen der schwäbischen Kunst geprägt und von Hans
Schüchlin, Bernard Strigel und im geringen Maße Barthalomäus Zeitblom,
die er auf der Wanderschaft in Pforzheim und in Ulm kennengelernt haben
kann, übernimmt unser Maler wie Conrad Weiss31, ein anderer schwäbischer
Künstler (sie waren in Straßburg zahlreich) eben nicht den Schwung
und die Monumentalität Dürers. Er bleibt noch etwas archaisierend mit seiner
Tendenz zur Verinnerlichung, zur Ruhe, mit seiner Vorliebe für den
Goldgrund, der sich auch bei anderen Dürerschülern, Hans Schäufelein
oder dem jungen Baidung, findet.

Wie diese beiden Künstler, mit denen er Kompositionsschemata teilt, findet
er manche Inspiration in den Holzschnitten oder Kupferstichen Dürers;
diese waren schon zu dessen Zeit der Wanderschaft verbreitet. Anregung
empfing er noch in Gemälden oder Vorzeichnungen, die ihm nur in der
Werkstatt des Meisters selbst zugänglich gewesen sein konnten.

Von Dürer übernimmt er menschliche Typen, Kompositionselemente, das
Bemühen um globalen Bildeindruck und hebt die Aufeinanderfolge von
Vorder- zu Hintergrund auf. Wie sein Lehrer entscheidet er sich für eine
„symbolische Geometrie" (Werner SCHMIDT)32, für eine oft „symbolische
Perspektive" (PANOFSKY), die entweder „exzentrisch verstellt" oder
„wohlüberlegt" sein kann (PANOFSKY) oder in der Tradition des jungen
Dürer auf dem Dresdener Altar (1496) steht33. Er bedient sich der Gesetze
der vitruvischen Geometrie der Proportionen, Regeln, die auf den römischen
Festungsbaumeister Vitruv zurückgehen, wie wir sie bei dem Adam
von 1504 angewendet vorfinden. Wie sein Meister vernachlässigt er nicht
das Studium der Dinge nach der Natur (Taf. 11), jene der Formen und Gesten
, die immer sicherer werden. Er verwendet die Theorien Dürers34 über
Licht und Farbe. Er ist der Erbe Dürers glatter und glänzender Maltechnik.
Sein Farbauftrag ist sparsam und raffiniert, dabei flüssiger als der Dürers.

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