Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 401
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Am Ende seines Ouevres erkennt man, daß der Künstler die Werke
Dürers nach dessen zweiter Italienreise um 1507 noch gekannt hat, als
der Meister mit Lichteffekten zu arbeiten begonnen hatte. Diese Tendenz
kennzeichnet jedoch die Epoche allgemein; man findet sie klar und deutlich
bei Baidung und vor allem bei Grünewald. Man erkennt den Einfluß
des letzteren in einer Verkündigung und an dem überschwenglichen
Mystizismus oder an der psychologischen Eindringlichkeit mancher
Gesichter.

Wie die Schüler Dürers - der junge Kulmbach, der junge Baidung in seiner
klassizistischen Zeit (1504/05, 1508/09), oder der „unbekannte Schüler
Dürers"35 - übernimmt unser Maler einen Stil, der die feinfühlige und stetige
Linie dominieren läßt (ab 1497 auch in der Kunst der Nürnberger
Glasmaler unter dem Einfluß Dürers bemerkbar). In den Unterzeichnungen
wirkt die Linienführung sehr sicher und zeigt mit Sparsamkeit die Schattenzonen
. Die Linie gibt die Kontur mehr als die Struktur an und ermöglicht
auf diese Weise eine „lineare Lektüre" des Bildes - wie sie der Wittenberger
Altar oder die Baldungschen Löffelholz-Fenster und der Freiburger
Hochaltar gebieten36. Die Linie skizziert schlanke, in ihrer gelenkigen
Anatomie elegante Figuren, die „sich sanft in den Raum bewegen" (OET-
TINGER/KNAPPE); die Falten sind kontinuierlich, ruhig, regelmäßig
schlank und stäbig und begleiten mit sanfter Einfachheit die menschliche
Figur, wie man es auch auf den übriggebliebenen Glasmalereien der Tucher
-Kapelle der Grasersgasse beobachten kann.

Die Kunst des Meisters des Lautenbacher Hochaltars ist die eines Gebildeten
, welche der dem Vorhumanismus angehörenden Sozialschicht gemäß
ist; in ihr erkennt man eine persönliche und begabte Synthese verschiedener
künstlerischer Strömungen, die in Straßburg vorherrschten - derer
Martin Schongauers und seiner Schule, der schwäbischen Kunst, Dürers
oder seiner Werkstatt um 1404/05, derer Hans Baidungs und Grünewalds.
In Straßburg standen gerade die beiden letzteren in hohem Ansehen. Die
Kunst unseres Malers spiegelt es wieder.

Im Werk einer Reihe weniger bekannter Straßburger Künstler der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts können wir eine klassische, harmonische Sprache
fließender Formen erkennen, vergleichbar dem Stil unseres Malers.
Zur Straßburger Schule, für die eine solche Formgebung als typisch gilt,
gehören z.B. der Meister des Annenaltars, die Schwaben Conrad Weiss
und der Meister W.S. mit dem Malteserkreuz, der Monogrammist JS mit
der Schaufel, die Schüler Baidungs: die Maler Nikolaus Krämer und
Johannes Wechtlin, auch genannt „Johann Pilgrim" oder - aufgrund seines
Monogramms - „Meister der zwei gekreuzten Pilgerstaben".

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