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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 406
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matigem Raum abspielt. Zwei Passionsszenen genügen kaum, um einen
aufschlußreichen Vergleich mit der sehr breiten Palette, die das Werk
Wechtlins bietet, zu ziehen. Der Lautenbacher Maler war fähig, sehr ausdrucksvolle
Köpfe zu malen (vordere und hintere Predella des Lautenbacher
Hochaltars - nicht abgebildet -), ihr Ausdruck ist jedoch keineswegs
karikierend oder grotesk. Die Vergleichsstudie der Werke beider Künstler
weist also eine Lücke auf in Anbetracht der sehr verschiedenen Themen,
die hier und da behandelt sind; die Tendenz zum Grotesken, die man bei
Wechtlin erkennt, macht es unmöglich, mit ihm den Lautenbacher Maler
zu identifizieren, auch wenn er wie der letztere ein präziser Naturalist und
hervorragender Porträtist ist. Die Ähnlichkeiten in den Linien und Formen,
die aus dem hell-dunklen Kontrast hervorgehen, könnten der Straßburger
Schule eher zugeschrieben werden, zu der diese beiden Künstler gehörten. -
In der Tat, trotz einer sehr richtigen, wenn auch nicht durchweg symbolischen
Perspektive, fehlt der Struktur der Kompositionen Wechtlins jene
Subtilität und „Stimmung", die man beim Lautenbacher Maler bewundert.
Das völlige Fehlen malerischer Werke Wechtlins läßt keine vergleichende
Untersuchung von Farben und malerischer Technik zu. Letztendlich erkennt
man in den frühen Holzschnitten des Heiligen Lebens (Grüninger,
1502) oder der sieben Virgil-Illustrationen (Grüninger, 1502), die Wechtlin
zugeschrieben sind, keineswegs die Hand unseres Künstlers. Die späten,
von Wechtlin gezeichneten Werke (der sie signiert!) zeigen einen
Schwung, eine Überfülle vegetabilischer, monumentaler Formen, die den
zeitgenössischen Werken unseres Künstlers fremd geblieben sind. Wenn es
also nicht möglich ist, die zwei Künstler zu identifizieren, kann man dagegen
bejahen, daß beide bei Dürer in die Lehre gegangen sind, als Baidung
1504-06 die Werkstatt leitete, während Wechtlin bekanntlich 1506 auf Reisen
in Wittenberg war und gleich danach oder davor bei Dürer gewesen sein
soll. Diese selbe Werkstattausbildung könnte manche erstaunliche Ähnlichkeit
erklären.

Die Übereinstimmungen mit Kompositionen, Formen und Typen, Brokaten
und Rankenwerken auf den Glasmalereien der Tucher-Kapelle der Grassergasse
sollten mehr Licht auf das Rätsel der Identität des Lautenbacher Malers
werfen und werden in einer späteren Publikation ausführlicher behandelt
werden.

1994/95 sind der Lautenbacher Hochaltar und der Schmerzensaltar (Dezember
-April) restauriert worden. Die Infrarotreflektographien, die Christoph
Müller (Augustinermuseum, Freiburg) sorgfältig ausführte, haben
leider nicht die erwarteten Unterzeichnungen hervortreten lassen.

Die Identität des Meisters des Lautenbacher Hochaltars bleibt somit pro-

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