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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 438
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kaiserlichen Landvogts Paul von Axter, wurde dort die erste Superiorin des
Maria-Viktoria-Stifts17.

Raumnot, Ablehnung eines Erweiterungsbaus und der Wunsch der
großherzoglich-badischen Regierung, das Maria-Viktoria-Stift in das ehemalige
Franziskanerkloster nach Offenburg zu verlegen, brachten lange
Jahre der Unsicherheit am Beginn des 19. Jahrhunderts mit sich. Großherzog
Ludwig von Baden förderte und genehmigte 1823 den Umzug der
Chorfrauen und ihres Instituts. In Offenburg setzten sie, von der Stadtbevölkerung
freudig begrüßt, ihre segensreiche Tätigkeit fort18.

Die Beziehungen zum großherzoglichen Hof könnten auch die Möglichkeit
gegeben haben, daß die vier barocken Silberleuchter 1823 oder kurz
danach dem umgesiedelten Chorfrauenkonvent für die Kirche in Offenburg
überlassen wurden. Denn genau 1823 versteigerte die Großherzogliche
Domänenverwaltung wertvolles Ausstattungsgut der Schloßkapelle Mainau
. Dabei ging zum Beispiel die qualitätvolle Barockorgel verloren, die in
jenem Jahr um 180 Gulden in die Pfarrkirche Honstetten übernommen
wurde19. Im übrigen waren die vier barocken Silberleuchter nicht die einzigen
Stücke des Kirchenschatzes der Mainau, die während des 19. Jahrhunderts
in andere Hände gerieten. Die großherzoglich-badische Domänenverwaltung
hatte nach der Säkularisation des Deutschen Ordens 1806 die Insel
samt Schloß und Kirche20 übernommen. Jene Bürokraten waren um
kleinlicher Vorteile willen nicht darauf bedacht, das kostbare Erbe zu bewahren
. So wechselte auch eine Silberstatuette des hl. Sebastian erst im
19. Jahrhundert in die Pfarrkirche von Kuppenheim bei Rastatt über. Eine
Inschrift und das Komturwappen des Georg von Gemmingen lassen keinen
Zweifel darüber aufkommen, daß diese silberne Sebastiansfigur 1586 für
die St. Sebastiansbruderschaft der Mainau hergestellt und gestiftet worden
ist21. Die kostbare Kleinfigur wurde noch im 18. Jahrhundert in den Inven-
taren der Inselkommende aufgezählt. Ein ähnlicher Fall wie beim Kuppen-
heimer Sebastian könnte auch bei den vier beschriebenen Silberleuchtern
der Offenburger Klosterkirche vorliegen. Nach Bemühungen des Oberbürgermeisters
Lihl erklärte sich 1825 die Offenburger Bürgerschaft damit
einverstanden, daß den Augustinerchorfrauen die Kirche und Orgel des
ehemaligen Franziskanerklosters übergeben werde22. Könnte in solchem
Zusammenhang Kunstgut zum liturgischen Gebrauch für die Klosterkirche
U. L. Frau neu beschafft oder gestiftet worden sein?

Anmerkungen

1 Frau Superiorin Sr. Martina Merkle zeigte mir die Leuchter und war mir auch bei der
Spurensuche großzügig behilflich.

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