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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 441
(PDF, 147 MB)
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Art. Diese festen, begreifbaren Formen helfen uns, den für uns unbegreifbaren
Tod zu fassen. Von der Begleitung des Sterbenden, über die Versorgung
des Toten bis zur Art und Ausrichtung des Grabsteines gibt uns unsere
jeweilige Weltanschauung einen äußeren Rahmen, der uns Hilfe und
Trost beim Trauern um den Toten sein kann.

1.1. Sterben

Im Wissen um die Sterblichkeit aller Menschen gilt doch das diesseitige
Leben und die Gesundheit eines jeden sehr viel im Judentum. Das Leben
ist als Vorbereitung auf das Jenseits Pflicht und Berufung und als solches
sehr hoch zu schätzen. Deutlich wird dies in einem Spruch eines jüdischen
Weisen des 2. Jahrhunderts n.d.Z.:

„Rüste dich in der Vorhalle, daß du in den Königssaal eintreten darfst."
(Mischna Awot 4,16)

Doch Krankheit und Tod gehören mit zum Leben und dürfen deshalb
kein Tabu sein. So ist der Krankenbesuch für jeden Juden eine Mitzwa,
d.h. ein Gebot, eine religiöse Forderung! Es wird alles getan, das Leben
des Kranken zu retten. Die medizinische Versorgung geht auch am
Schabbat vor, selbst wenn die Schabbatvorschriften dabei überschritten
werden müssen. Bis zum Schluß geht der Kampf mit dem „Todesengel",
medizinisch und religiös. Nach talmudischer Tradition wird dem Sterbenden
offiziell in der Synagoge ein neuer Name gegeben, als Zeichen der
inneren Erneuerung. Man will Gott zeigen, daß es sich bei diesem „neuen
" Menschen lohnt, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.
Überlebt der Kranke, benützt er diesen neuen Namen in Zukunft bei allen
religiösen Handlungen.

Ein Sterbender sollte nach Möglichkeit über seinen Zustand Bescheid wissen
. So kann er sich von seiner Familie verabschieden und sich auf seinen
Tod vorbereiten. Versöhnung und Gebet stehen dabei im Mittelpunkt.

1.2. Tod

Oft sind Familien in der Situation des Sterbens und des anschließenden Todes
überfordert. Schließlich ist der tote Körper kein Kadaver, sondern die
leibliche Hülle eines geliebten Menschen. Als solcher soll er auch behandelt
werden. Das Gebot der Nächstenliebe veranlaßt Mitglieder der Gemeinde
, sich zu einer Chewra Kaddischa, einer heiligen Gemeinschaft, zusammenzuschließen
und Trauernden bei der Versorgung der Toten beizustehen
. In jeder jüdischen Gemeinde gibt es eine solche Gemeinschaft. Mit

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