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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 443
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Die Beerdigung folgt einem festen Ritus. Am Friedhof reißen sich üblicherweise
die nächsten Verwandten ein Stück des Kleides ein. Dieser
Brauch ist schon in der Bibel erwähnt. Das Einreißen der Kleider ist ein
Zeichen der Trauer. Es mahnt aber zugleich auch, daß Menschen von Gott
nichts fordern können. Anschließend folgt in der Regel eine Trauerrede,
die in feststehende Gebete eingerahmt ist. Nach Versenkung des Sarges
schaufelt die Chewra Kaddischa das Grab zu. Am Grab wird dann das traditionelle
Kaddisch-Gebet gesprochen. In ihm wird Gott in seinem Handeln
als heilig bekannt. So heißt es zum Beispiel:1

„Erhoben und geheiligt werde sein großer Name in der Welt, die einst erneuert
wird. Er belebt die Toten und führt sie zu ewigem Leben empor, er
erbaut die Stadt Jeruschalaim und krönt seinen Tempel in ihr, er entfernt
den Götzendienst von der Erde und bringt den Dienst des Himmels wieder
an seine Stelle, regieren wird der Heilige, gelobt sei er, in seinem Reiche
und in seiner Herrlichkeit in eurem Leben und in euren Tagen und
dem Leben des ganzen Hauses Israel schnell und in naher Zeit, sprechet:
Amen!

Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten!
Gepriesen sei und gerühmt und verherrlicht und erhoben und erhöht und
gefeiert und hocherhoben und gepriesen der Name des Heiligen, gelobt sei
er, hoch über jedem Lob und Gesang, Verherrlichung und Trostverheißung,
die je in der Welt gesprochen wurde, sprechet: Amen!
Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz
Israel zuteil werden, sprechet: Amen!

Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, stifte Frieden unter uns und
ganz Israel, sprechet: Amen!"

Nach der Beerdigung kehrt die Trauergemeinde ins Trauerhaus zurück.
Man beginnt, die Hinterbliebenen zu trösten. Ein allgemeiner Leichenschmaus
- wie oft in christlicher Tradition - ist nicht üblich. Freunde und
Nachbarn richten nur ein einfaches Stärkungsmahl für die engsten Hinterbliebenen
.

Für die Trauernden, d.h. für Söhne, Töchter, Eltern, Bruder und Schwester
beginnt nun die Schiwa, die Trauerwoche. In dieser Zeit werden die Trauernden
nach Möglichkeit von allen Alltagspflichten entbunden. Um ihnen
den Weg zur Synagoge zu ersparen, finden morgens und abends im Trauerhaus
Gottesdienste statt. Nachbarn und Freunde sorgen oft für Ver-

1 Friedhofgebete, Gebete bei der Beerdigung und beim Besuch der Gräber, mit deutscher
Übersetzung von Dr. S. Baer, Basel 1985, S. 7 Mitte/S. 9 oben.

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