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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 444
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pflegung. Am siebten Tag dann kommt zum letzten Mal ein Mitglied der
Chewra Kaddischa ins Trauerhaus und verabschiedet sich mit den Bibelworten
:

„Deine Sonne wird nicht untergehen, und dein Mond nicht den Schein verlieren
; denn der Herr wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leidens
sollen ein Ende haben" (Jesaja 60, 20).

Es ist ein Hinweis darauf, daß nun die Zeit der verzweifelten Trauer so
langsam vorbei sei, und mehr und mehr der Blick auf die Zukunft zurückkommen
sollte.

Nach Ablauf weiterer drei Wochen, also nach insgesamt einem Monat, endet
die Trauerzeit für Verwandte. Um Vater und Mutter wird aber ein
ganzes Jahr getrauert. In diesem Fall verrichtet man täglich das Kaddisch-
gebet und verzichtet auf Vergnügungen und fröhliche Veranstaltungen. Am
ersten Todestag soll der Grabstein gesetzt sein. Von nun an sprechen die
Kinder jährlich am Todestag das Kaddischgebet für ihre Eltern.

Natürlich kann die Zeit der Trauer nicht durch diesen äußeren Rahmen bestimmt
werden. Trauer läßt sich weder erzwingen, noch nach einer Woche,
einem Monat oder einem Jahr abstellen. Doch können diese religiösen
Pflichten den Trauernden davor bewahren, in völlige Verzweiflung zu geraten
. Sie zeigen ihm deutlich, daß er nicht alleine ist, sondern Teil einer
Gemeinschaft. Neben dem Ehren und Gedenken des Toten ist eben auch
das Weiterleben der Hinterbliebenen eine Verpflichtung des Menschen.

3. Friedhof
3.1. Name

Für „Friedhof gibt es im Hebräischen unterschiedliche Bezeichnungen:
Beit ha-Kwarot: Haus der Gräber;
Beit Olam: ewiges Haus
Beit ha-Chaim: Haus des Lebens.

Im Jiddischen heißt Friedhof kurz Getort:
Guter Ort.

Neben der nüchternen Bezeichnung „Haus der Gräber" gibt es also auch
noch euphemistische Namen, die einerseits versuchen, dem uns unbegreiflichen
Tod den Schrecken zu nehmen und andererseits auch den tiefen

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