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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 450
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Bevor es üblich wurde, Friedhöfe für die Verstorbenen anzulegen, diente
der Grabstein auch dem Wiederauffinden der Beerdigungsstelle. Dies war
nicht nur für Angehörige, die ein Grab besuchen wollten, wichtig, sondern
hatte auch einen Grund in den besonderen Reinheitsvorschriften, denen
vor allem Priester unterlagen. Sie mußten Orte meiden, an denen Menschen
begraben wurden, um sich nicht zu verunreinigen. Der Grabstein
hatte also auch die Funktion, den Platz einer Beerdigung zu markieren.
Heute allerdings sind Grabstellen durch Friedhofsmauern und Zäune abgetrennt
und erkennbar. Deshalb dient jetzt das Setzen eines Grabsteins in
der Hauptsache der Ehrung und der Erinnerung des Toten.

4.2. Grabsteinformen

Prinzipiell sollte für den jüdischen Friedhof Konformität und zurückhaltende
Gestaltung des Steines wichtigstes Charakteristikum sein. Im Tode
sollen alle gleich sein, ob reich oder arm. Die Bedeutung eines Verstorbenen
zeigt sich nicht an der Größe und Pracht seines Grabsteines. Tatsächlich
finden sich diese einfachen, schmucklosen Formen auch durch die
Jahrhunderte bis heute.

Natürlich ist die Idee, die Gleichheit im Tode auch am Grabstein zu dokumentieren
, nicht durchgängig eingehalten worden. Es gibt schon früh auch
aufwendig geschmückte Gräber, die sich deutlich allgemeinen Stilepochen
zuordnen lassen.

Ob es an der Abgelegenheit der jüdischen Gemeinden liegt oder an dem
Versuch, eigene Tradition gegen allgemeine Erscheinungen so lange wie
möglich zu verteidigen, auf alle Fälle zeigen sich Stilepochen am jüdischen
Friedhof zeitlich meistens verschoben.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und dann verstärkt im 20. Jahrhundert
tritt neben den Sandstein als Grabsteinmaterial verstärkt auch Granit und
Kunststein. Granit und Marmor werden häufig als Inschriftenplatte
benützt. Leider leiden genau diese Schriftplatten bei Schändungen besonders
. Deshalb gibt es heute viele Steine mit fehlenden oder mehrfach
gesprungenen Schriftplatten. In solchen Fällen ist es dann kaum noch möglich
zu rekonstruieren, wer dort begraben liegt.

In wohlhabenderen Stadtgemeinden werden im 20. Jahrhundert für
bekannte Familien große Monumentalgräber gebaut. Es entstehen große
Anlagen, oft mit Jugendstilornamentik oder in Form eines antiken
Tempels. Vor allem in Mannheim sieht man viele dieser prunkvollen
Bauten.

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