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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 451
(PDF, 147 MB)
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In der Vielfalt und in dem Widerstreit von Tradition und Assimilation
kann man an den Steinformen eines jüdischen Friedhofes einiges ablesen.
Auch der jeweils ortsansässige Steinmetz bestimmte natürlich Form und
Aussehen eines Steines. Vermutlich hatten die überwiegend nicht-jüdischen
Steinmetze Kataloge, aus denen die Angehörigen Form und Art
des gewünschten Steines aussuchen konnten. So lassen sich auch identische
Grabsteinformen auf Friedhöfen, die dicht beieinander lagen, erklären
.

4.3. Symbolik

Einige Symbole haben religiösen Charakter. Es gibt aber auch viele, die
sich auf Familiennamen oder Eigenschaften des Verstorbenen beziehen.

Die wichtigsten religiösen Symbole sind:

Die segnenden Hände des Priesters, des Cohen. Der Priester, der aus dem
Geschlecht der Aaroniten stammen muß, erteilt bis heute vor allem an Feiertagen
mit ausgebreiteten Händen den Priestersegen. Der Familienname
weist auf die aaronitische Abstammung hin: Sie heißen Kahn, Kohn,
Kuhn, Katz (Kohen zedek) oder ähnlich.

Ein weiteres Symbol ist der Krug. Die Kanne entweder mit oder ohne Teller
findet sich - wie auch die segnenden Hände - nur bei Männergräbern.
Er weist den Verstorbenen als einen Leviten aus. Die Leviten haben bis
heute bestimmte Aufgaben in der Synagoge. Sie waschen z. B. den Priestern
vor der Segenssprechung die Hände. Dazu benutzen sie eine Kanne
und eine flache Schüssel. Auch Nachkommen der Leviten erkennt man an
ihren Namen: Sie heißen Levi, Levinson, Lavi oder ähnlich.

Das Symbol des Messers weist darauf hin, daß der hier Bestattete das Amt
der Beschneidung in seiner Gemeinde ausübte. Er war sogenannter Mohel.
Ein Frauengrabstein zeigt als Schmuck zwei Schaubrote und einen von
oben herabhängenden Schabbatleuchter. Wahrscheinlich ist damit auf zwei
der drei Pflichten der Frau angespielt: Erstens zündet die Frau die Schabbatkerzen
an; zweitens trennt sie beim Backen von Brot einen bestimmten
- etwa olivengroßen - Teil des Teiges ab. Sie folgt damit einer biblischen
Anweisung (4. Mose 15,20).

Löwen sind ein beliebtes Motiv in der jüdischen Kunst und werden auch
als Grabsteinmotiv verwendet. Löwen, angesehen als die Könige der Tiere,
haben hauptsächlich Bewacherfunktion. Manchmal beziehen sie sich aber
auch auf den Namen des Verstorbenen. So z.B. bei dem Namen Low, bei

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