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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 457
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0457
Ein Totentanz im Zeller Heimatmuseum

Zu den Ursprüngen und der Geschichte der Zizenhausener
Terrakotten des Basler Totentanzes

Hanjörg Flick

Die ehemalige Reichsstadt Zell a.H. unterhält in dem Wartturm der 1362
vollendeten Stadtmauer, dem sogenannten Storchenturm, ein sehenswertes,
liebevoll arrangiertes Heimatmuseum. Der alte Stadtturm und die vielschichtige
Sammlung erinnern an die wechselvolle Geschichte der Stadt,
zeigen das bäuerliche, handwerkliche und gewerbliche, aber auch das kulturelle
Leben der Einwohner. Unter den vielen Exponaten bildet die
Sammlung von Zeller Keramik und Zeller Porzellan einen eindrucksvollen
Schwerpunkt. Angesichts dieser Zeugnisse hoher lokaler Fertigungskunst
und einer zweihundertjährigen Tradition erscheint es fast verwerflich,
wenn sich die folgende Betrachtung Terrakotten widmet, die zwar im Zeller
Museum ausgestellt sind, aber nicht in Zell, sondern in Zizenhausen am
Bodensee entstanden.

Räumlich getrennt von der Sammlung Zeller Keramik, der sakralen Kunst
zugeordnet, sind in zwei schweren Metallkästen mit dicker Frontvergla-
sung 42 etwa 15 cm hohe, bemalte Gruppen von Terrakottafiguren ausgestellt
, ein sogenannter Totentanz, nach dem spätmittelalterlichen Gemäldevorbild
als Basler Totentanz bezeichnet. In dieser als Einheit zu sehenden
Komposition von 42 Einzeldarstellungen weichen drei von der ansonsten
fast einheitlichen Gestaltungsform ab. 39 Plastiken zeigen Paare von Tod
und Mensch, bei denen der vom Betrachter aus links stehende, unterschiedlich
gestaltete Tod einen Menschen faßt, der anhand seiner Kleidung
und Attribute einem bestimmten Stand zuzuordnen ist. Die Paare stehen
auf ovalen Sockeln, auf die ein papierner Textstreifen geklebt ist (Abb. 1
und 2). Die Texte geben in jeweils 4 Verszeilen die Ansprache und Aufforderung
des Todes wieder und in ebenfalls vier Versen die klagende Gegenrede
des Angesprochenen, vom Papst und Kaiser bis zum Bettler und Maler
. Der Tod als halbverweste Leiche mit geschrumpfter Haut über spitzen
Knochen, teilweise skelettiert oder mit aufgeschlitztem Leib nimmt Menschen
verschiedener Stände, Berufe und sozialer Herkunft an die Hand, um
sie ihrem Ende entgegenzuführen. Die, in grotesker Bewegung erstarrte,
teilweise ein Instrument spielende, bisweilen von einem Leichentuch umwehte
Todesfigur erfaßt die Erschreckten oder Ahnungslosen mitten im
Leben. Betrachtet man die Reihe, wie bei uns üblich, links beginnend, so
ist auf dem ersten Sockel mit einem Achtzeiler ein Prediger zu sehen, der
von der Kanzel eine Menschengruppe anspricht. Es folgt ein Beinhaus, vor

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