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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 471
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Über den Basler Totentanz entstehen im Lauf der Zeit viele Schriftzeugnisse
, vor allem aber Gemälde und Holz- bzw. Kupferstiche. Am bekanntesten
sind die 1621 in Basel herausgegebenen und nach dem Original geschaffenen
Radierungen Matthäus Merians d.Ä. (Abb. 8). Irrtümlicherweise
kommt am Ende des 16. Jahrhunderts die Meinung auf, Hans Holbein
d.J. habe den Basler Totentanz gemalt. Zwar hatte Holbein eine Folge von
szenischen Todesbildern als Holzschnitte geschaffen, die 1538 erstmals in
Lyon als Buch herausgegeben wurden, die aber als eigenständige künstlerische
Leistung Holbeins zu sehen sind (Abb. 9). Die Folge kann auch kaum
noch als Totentanz gelten und stimmt auch mit dem Basler Original nur
noch wenig überein. Die hohe Wertschätzung und Anerkennung, die Holbein
entgegengebracht wurden, und die ihm irrtümlich zugeordnete Urheberschaft
des Basler Totentanzes führen zu späteren Buchausgaben, in denen
mehr oder minder variierte Kopien der Holbein'schen Todesbilder mit
den Texten des Basler Totentanzes unterlegt werden (Abb. 10). Offensichtlich
ließen sich diese freizügigen Mischungen von Bild und Text beim
Publikum recht gut absetzen, denn es erschienen immer neue Varianten,
die den ursprünglichen Intentionen des Totentanzes nur noch bedingt entsprechen
.

Wie kommt es zur Umsetzung der fast lebensgroßen Gemäldevorbilder im
Basler Totentanz in kleine bemalte Tonfiguren?

Von 1815 bis 1834 betreibt Johann Rudolph Brenner am Blumenrain in
Basel eine Art Kunsthandlung, in der er Büsten aus Marmor und Gips,
anatomische Präparate, Terrakotten und Bilder verkauft. Im Volksmund
heißt er Bildlibrenner, wohl um ihn von den anderen Brenners in Basel zu
unterscheiden. Er wurde später fälschlicherweise wegen dieses Namens
auch als Brenner von Terrakotten gesehen. Am 17.10.1822 inseriert Brenner
in den wöchentlichen Nachrichten Basels: „Der Basler Totentanz in
einer Reihe plastischer Bilder dargestellt. Nun Ausdehnung auf Kunst. Die
ersten vier Gruppen vollendet. Ganze Sammlung 42 Figuren in der Höhe
von 5 Zoll, Subskription 20 sfr."

Brenner hatte die Empörung der Basler über den Abriß der Totentanzmauer
1805 miterlebt. Daß die Herstellung und der Verkauf kleiner handlicher
Plastiken als eine Art doppelsinniges Souvenir lukrativ sein könnte, bestätigte
sich recht schnell. Als Vorlage für die Terrakotten dienten die 1621
in Basel erstmals und 1725 in Frankfurt letztmals gedruckten Radierungen
Matthäus Merians des Älteren. Diese älteste Bildüberlieferung des Basler
Totentanzes gibt leider schon nicht mehr das Original von 1440 wieder,
sondern den Zustand nach einer recht freizügigen Übermalung durch Hans
Hug Klauber im Jahr 1568. Da die Terrakotten farbrichtig bemalt sind,

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