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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 473
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mußte eine nachträglich kolorierte Radierungssammlung als Muster gedient
haben. Im Historischen Museum von Basel gibt es die Ausgabe der
Familie Vischer, die vermutlich als Vorlage diente. Brenner hatte also die
Idee für die Tonfiguren, und er verkaufte sie, stellte sie aber sicher nicht
selbst her.

Die Zizenhausener Terrakotten

Geformt und bemalt hat die plastische Totentanzfolge Anton Sohn in Zi-
zenhausen bei Stockach am Bodensee. Leider wissen wir nicht, über welche
Zeitspanne und in welcher Zahl der Totentanz von Anton Sohn und
seinen Nachfahren produziert wurde. Wer war dieser Anton Sohn, wo kam
er her und wie kam er zu diesem besonderen Kunsthandwerk?

Der Anfang der Tonfigurenfertigung liegt zunächst nicht in Zizenhausen,
sondern in Kümmeratzhofen, einem kleinen Dörfchen im Kirchspiel des
schwäbischen Klosters Reute, in der Nähe von Ravensburg. Dort lebte von
1742 bis 1802 der Schreiner Franz Joseph Sohn. Etwa 1760 beginnt er an
ruhigen Winterabenden kleine naive Heiligenbilder aus Ton zu formen, die
er an Wallfahrtstagen im nahen Kloster Reute verkauft. Dieser bescheidene
Nebenerwerb erfährt 1767 einen deutlichen Aufschwung, als in Reute die
Seligsprechung der Franziskanerin Elisabeth in einem mehrtägigen Kirchenfest
mit über 10 000 Besuchern gefeiert wird. Der Schreiner Sohn
kann bei dieser Gelegenheit mehrere hundert Tonfiguren der sogenannten
guten Betha von Reute verkaufen. Mit weiteren Heiligenbildern läßt sich
der Verkaufserfolg an anderen Wallfahrtsorten in Schwaben fortsetzen.
Das Sortiment wird Stück für Stück erweitert, umfaßt Krippenfiguren,
dann auch Hirten, Engel, Könige, Tiere usw. Die zunächst nur wenigen
Zentimeter großen Tonplastiken werden zunehmend größer, besser und feiner
geformt und damit auch teurer.

Das Formen, Brennen und Bemalen der Tonfiguren wird schließlich zum
Haupterwerb des Franz Joseph Sohn. Von den neun Kindern erben der als
vierter 1769 geborene Anton und der 1772 geborene Fideli den väterlichen
Kunstsinn. Im Gegensatz zu dem ruhigen Fideli verläßt der offensichtlich
agilere Anton schnell den väterlichen Betrieb, wird Kirchenmaler, verbringt
1 Jahr als Maler in Italien und dient 5 Jahre im Fürstenbergischen
Infanterieregiment. Nach seiner Heirat zieht er 1799 nach Zizenhausen bei
Stockach. Anton hatte in Italien allegorische und religiöse Darstellung in
Skizzenbüchern festgehalten oder als Kupferstiche gesammelt. Er beginnt
die vom Vater teilweise übernommenen recht einfachen zweidimensiona-

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