Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 490
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0490
Konzentrierte Greuel-Nachrichtengebung

Kommen die Russen oder kommen sie nicht, und wenn ja - was machen
sie mit uns?48 Obwohl in Berlin bekannt war, daß die Russen nicht bis
nach Westdeutschland kommen würden, wurde weiter die Angst geschürt,
um die Kampfmotivation zu erhalten.

Zeitungs- und Rundfunkmeldungen steigern Erregung und Furcht, die
„Vg." werden „aufgepeitscht" durch die „veröffentlichten Greueltaten der
Bolschewisten" (Waldshut, 9. März). Die Berichterstatter erkennen durchaus
den Propagandacharakter. So wird am 12. März in Karlsruhe darauf
hingewiesen, daß nun „der durch die systematische Propaganda bewirkte
Schrecken über das Hausen der Sowjets" zum Entsetzen „und weithin auch
zum Haß gesteigert" wurde. Auch in Rastatt sind laut Bericht vom 8. März
die letzten Zweifler überzeugt:

„Die von General-Major Rehmer gebrachten Schilderungen über die Greueltaten
der Bolschewisten gegenüber der deutschen Bevölkerung wurden allgemein mit
großem Interesse angehört. Durch seine hervorragende Haltung anläßlich des
20. Juli ist er populär geworden und hat daher sehr große Sympathie. Die Herausstellung
von einzelnen Masakrierungen (!) an deutschen Vg. hat ein großes Schaudern
hervorgerufen und man kann nur eine überwiegende Ablehnung gegenüber
den Bolschewisten vernehmen. Es wagt kein Vg. auch nur mit einer Silbe dafür
Stellung zu nehmen."

Zur Steigerung der Glaubwürdigkeit ließ man „aus Sowjetrußland geflüchtete
Offiziere" (Deserteure?) „unter Eid Darstellungen der Grausamkeiten
der Bolschewisten" vor der Presse abgeben - da waren „selbst kath. Kreise
, die bisher geneigt waren, alles als deutsche Propaganda hinzustellen,
ernst und nachdenklich gestimmt". Dabei blieb es nicht, denn nun erklärten
„kath. Frauen einer größeren Gemeinde folgendes":

„Das ist ja furchtbar, was die Russen im Osten an Grausamkeiten verüben. Wenn
das deutsche Offiziere unter Eid aussagen, dann muß man es doch wirklich glauben
, daß es so ist. Ich habe heute kein Mitleid mehr, unsere Soldaten sollen diese
Mörder und Schänder nur alle hinmachen. Mit was ist mir ganz gleich, meinetwegen
auch mit Rattengift." (Waldshut am 9. März)

Aber es wurden auch besonnene Stimmen in Allerheiligen gehört. Im selben
Bericht wird „eine unbekannte kath. Frau" zitiert mit:

„Das ist jetzt die Rache der Bolschewisten dafür, wie die SS seinerzeit in Rußland
gehaust hast. Soldaten haben das früher immer erzählt, wie die vorgegangen sind
und was sie alles getrieben haben, besonders mit den Juden."

490


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0490