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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 493
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Auch Kitsch dient also der Lenkung durch Propaganda. Wie von Straßburg
vorgeschrieben, wird alles vermerkt - ob die Zuschauer an der richtigen
Stelle lachen, ob sie überhaupt lachen, wie die Wirkung verbessert werden
kann. Die Filmproduktion wurde bis zuletzt nach diesen Gesichtspunkten
gesteigert bei Kriegsende in Babelsberg bei Berlin:

„Während die sowjetische Artillerie immer deutlicher zu hören ist, während die alliierten
Bomben niederprasseln, entstehen Filme wie ,Die tolle Susanna' oder ,Das
kleine Hofkonzert' oder ,Liebe nach Noten'", schreibt Curt Riess und nennt noch
einige andere leichte Streifen jener Zeit52.

Wut, Haß und Verzweiflung

Nach wie vor ein wichtiges Thema ist die Wirkung von Zeitungsberichten,
oft aus dem in Karlsruhe erscheinenden Blatt „Der Führer". In den Beiträgen
kommt häufig der Gauleiter Robert Wagner vor - als Dauerärgernis. Berichte
über seine Auftritte, Reden und Artikel zeigen seine Unbeliebtheit53, aber
er war auch recht ungeschickt. So regten sich die Badener in vielen Städten
über seine Vergleiche mit dem 30jährigen Krieg auf. „Kein Vg. hat jedoch
Lust, die Zeit eines 30jährigen Krieges mitzuerleben, zumal damals nur
5 Millionen übrig geblieben sind." (Aus Rastatt am 8. März)

Nicht ganz so verhaßt ist der ferne Goebbels. Er wird in den Oppenauer
Berichten an sieben Stellen erwähnt, Wagner an fünf. Aus Villingen wird
am 5. März über Triberg berichtet:

„Die Rede Dr. Goebbels war eine große Enttäuschung. Es wurde furchtbar darüber
geschimpft. Die Regierung habe wirklich keine Ahnung, wie es tatsächlich stehe.
Die immer wiederholten Sprüche von der moralischen Kraft der Herzen kann man
kaum mehr hören. Was helfe alle Tapferkeit, wenn keine Waffen und Munition
vorhanden sind. Die Bemerkung Dr. Goebbels(,) daß man die Leute mit der Laterne
suchen müßte, die nicht an unsern Sieg glauben, wird allgemein belacht. Er solle
doch die mit der Laterne suchen, die seiner Meinung seien. (...) Die Stimmung in
der Bevölkerung ist geradezu katastrophal. Wo seien denn die Trümpfe, die der
Führer noch in der Hand habe, wie es geheißen habe? Wo sind denn die geheimen
Waffen, die uns retten sollen? Die Bomber- und Tieffliegerangriffe wirken ungeheuer
deprimieren(d). Und dann immer noch die Sprüche, daß unser Volk dadurch
nur härter werde. Das macht die Leute geradezu wütend. Man findet es geradezu
furchtbar, wie hoffnungslos alles ist."

SS-Oberscharführer Heinz Nehring wirkt recht mitgenommen von all den
Eindrücken, die er melden muß.

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