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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 494
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Tiefere Gedanken macht sich Untersturmführer Struth in Rastatt:

„Seit dem Rückschlag im Westen und dem Verlust des elsässischen Gebietes war
die Ansicht allgemein vertreten, daß wir nicht in der Lage seien (,) einen uns sehr
bekannten artverwandten Volksstamm zu führen. Es steht fest, daß wir nicht imstande
waren, die Elsässer in ihren Lebensansprüchen zufrieden zu stellen und daß
sie uns dadurch immer mehr aus den Händen entglitten und immer mehr Zuneigung
für die Franzosen, die ihnen ein schöneres Leben geboten haben, aufkam.
Aber auch von Seiten der Holländer versteht man es nicht, warum sie alles Deutsche
hassen und wir nicht in der Lage waren, uns mit irgend welchen Maßnahmen
beliebt zu machen. Der deutsche Vg. fragt sich immer wieder, warum werden wir
Deutsche von aller Welt gehaßt? Die Führung müßte doch endlich den Weg gefunden
haben, womit wir uns bei anderen Völkern beliebt machen können. Dies ist
aber leider nicht der Fall. Sind es die deutschen Verwaltungsmethoden oder der
Militarismus oder andere Methoden, die den Völkerstämmen fremd sind. Am allerwenigsten
versteht man, warum uns die nordischen Staaten hassen, obwohl wir
selbst einen starken nordischen Einschlag besitzen. Man kann wirklich mit großer
Sorge in die Zukunft schauen, denn wie soll das werden, wenn wir einmal gesiegt
haben und die Völker unter unserem Einfluß leben müssen. Sind wir in der Lage,
genügend Deutsche aufzubringen, die sich als wirkliche Führer zeigen und die
Völkerstämme führen können."

Das geht noch eine Weile so weiter, am 8. März 1945. Die Sorge um den
deutschen Sieg legte sich dann bald.

Vergeltung durch Wunder

Das deutsche Volk schrie in diesem Krieg früh nach Vergeltung, nämlich
ab 1939. Die ,Berichte aus dem Reich' verzeichneten dies an vielen
Stellen54. Als dann die Hoffnung auf Wunderwaffen gesetzt werden mußte,
wurde man immer ungeduldiger - obwohl seit Mitte Juni 1944 über 22 000
ferngelenkte Flugbomben („V 1") und über 3400 Raketen („V 2") abgefeuert
worden waren. London wurde bis zum 27. 3. 45 beschossen, bei
1115 Einschlägen gab es dadurch 2724 Tote und 6467 schwer Verletzte55.
Weitere 2050 „V 2" wurden bis zum 5. April auf Antwerpen, Brüssel und
Lüttich abgeschossen.

In den Wehrmachtsberichten hatte es zur Freude der ungeliebten Deutschen
lange geheißen „London unter Vergeltungsfeuer", ab dem 2. Januar
1945 immer im letzten Satz. Das war auch um Tauberbischofsheim gehört
worden, und Herr Scharnberger beendete den sehr interessanten Bericht
vom 8. März mit:

„7. Zu einer Zeitungsnotiz, daß in London die Hafenarbeiter streiken und daß
„weite Teile des Londoner Hafens stillgelegt werden mußten", äußerten Volksge-

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