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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 497
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„Ein Zeichen starker innerer Nervosität ist das Anschwellen der Gerüchtebildung.
Es jagen sich falsche Gerüchte, z.B. am 9. 3. 45: Der deutsche Reichstag sei einberufen
(wahrscheinlich mit japanischem Reichstag verwechselt). Der Führer
spreche um 23 Uhr im Rundfunk58. In der Nacht vom 8. auf 9. 3. 45 habe der Führer
gesprochen und erklärt, in 3 Wochen sei die Entscheidung gefallen, er werde
dann wieder sprechen und zwar in Zivil. - Diese letzte Bemerkung wird in Zusammenhang
gebracht mit seiner Äußerung zu Kriegsbeginn, die Uniform nicht mehr
auszuziehen, bis der Krieg gewonnen sei. - Diese Gerüchte finden auffallend starken
Glauben, weil allgemein das Gefühl besteht, wenn jetzt nicht schnellstens eine
entscheidende Waffe zum Einsatz kommt, ist alles verloren. (.. .) Aber auch negative
, ängstliche Nachrichten werden stark weitergegeben: Kürzung der Lebensmittelmengen
auf die Hälfte (. . .)" (Konstanz, 13. März)

Am 8. März hatte es aus Tauberbischofsheim geheißen:

„Es geht wieder das Gerücht, daß in diesem Monat die Wende komme. Die einen
wissen zu erzählen, die russische Front sei verhältnismäßig dünn nur etwa 20 km
tief. (.. .)"

Man brauche diese dünne Front nur zu durchbrechen „und in Verbindung
mit diesen Exklaven den ganzen russischen Aufmarsch zu vernichten."

„Andere sprechen von einem furchtbaren Mittel, durch das aber auch unter Umständen
weite Teile der deutschen Bevölkerung vernichtet würden. Darum zaudere
die Führung, es anzuwenden."

Hier könnte Giftgas gemeint sein. Versuche damit wurden seit Jahren unternommen
- in Straßburg und Natzweiler59. Die Atombombe stand der
Führung nicht zur Verfügung60.

Die Schweiz greift an

Am 9. März hatte Hauptsturmführer Süss in Mannheim auf drei Seiten die
trostlose Situation nach den Bombenangriffen beschrieben. Die Hilfsmaßnahmen
seien nicht richtig koordiniert worden, und die Bunker seien überfüllt
gewesen. Denn man habe versäumt, alte Leute, Gebrechliche, Nichtberufstätige
und Frauen mit Kindern rechtzeitig zu evakuieren. Und dann
war noch

„der größte Teil des Stadtgebiets 6 Tage lang ohne Strom und teilweise ohne Wasser
. Diese Tatsache wirkte sich auf die Stimmung der Bevölkerung in ungünstigster
Weise aus. Da kein Rundfunk gehört werden konnte und die Zeitungen einige
Tage ausblieben, war man über das politische und Frontgeschehen nicht im Bilde.
Deshalb kursierten allerlei Gerüchte. So sollten die Schweiz, Schweden, ja sogar
Spanien an Deutschland den Krieg erklärt haben. Japan sollte einen Sonderfrieden

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